"Über 25.000 Tote auf den Reisen der Hoffnung nach Europa seit 1990. Diese Zahlen sind erschreckend"
Mit dieser dramatischen Aussage des Präsidenten der Gemeinschaft Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, werden die Vorschläge der Gemeinschaft zum Weltflüchtlingstag eingeleitet. Es handelt sich um annähernde Zahlen, weil es keine anderen gibt. Neben den vielen, die es schaffen anzukommen - und wegen einer unzureichenden Empfangsbereitschaft auch schwierige Zeiten durchmachen - gibt es viele andere, die ihr Leben verloren haben."
Um an diese Opfer zu erinnern, hat die Gemeinschaft Sant'Egidio in der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom eine Gebetswache mit dem Titel "Sterben auf dem Weg der Hoffnung" organisiert. Neben vielen Römern haben auch Verwandte der Opfer daran teilgenommen. Eine lange Liste von Namen wurde verlesen, während einige Personen in einer bewegenden Gebetszeit Kerzen anzündeten. Dadurch sollte auch der Schmerz über die Ungastlichkeit gelindert werden, auf die die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in Europa stoßen.
Der Präsident von Sant'Egidio unterstrich, dass die Rede von einer "Notlage durch Immigration" eine falsche Wahrnehmung der Realität darstellt. Auch wenn in diesen Tagen in Italien viel über Migranten (man sollte besser sagen über Flüchtlinge) an der Grenze von Ventimiglia oder an den Bahnhöfen von Rom und Mailand gesprochen wurde, handelt es sich doch um überschaubare Zahlen und eine nicht so schwierige Lage.
Die neuesten Zahlen belegen auch, dass es keine Notlage bei der Immigration gibt. Im Jahr 2013 hat in den 28 Ländern der Europäischen Union im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor die Zahl der Einreiseanträge mit Arbeitserlaubnis um 300.000 abgenommen, während die Zahl der Asylanträge um 300.000 zugenommen hat. Unter dem Strich ist das Ergebnis also gleichbleibend.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio bleibt jedoch nicht dabei stehen, die Lage zu beklagen, sie hat auch einige Vorschläge ausgearbeitet:
- Sponsoring durch Vereinigungen, Kirchen und Privatleute für Asylbewerber: Die Einladungen erfolgen direkt im Herkunftsland (man könnte mit den vom Krieg erschütterten Syrien und Irak beginnen), um die äußerst gefährlichen Reisen der Hoffnung zu vermeiden. Das Sponsoring würde Aufnahme und Betreuung für den Flüchtling garantieren.
- Humanitarian desk: Einige europäische Länder (oder die Union) nehmen Asylbewerber auf, die schon in einigen Ländern wie Marokko oder im Libanon angenommen sind. Es sind Personen, die schon ihr Land verlassen und eine Reise hinter sich haben. Damit würde der letzte Wegabschnitt über das Meer vermieden.
- Änderung des Dublin-Abkommens und Lockerung der Vorgabe, die den Asylantrag nur im Ankunftsland vorschreibt. Viele Fälle könnten nämlich durch Familienzusammenführung gelöst werden.
- Visa aus humanitären Gründen für Personen, die noch nicht in Europa angekommen sind, wie sie im Art. 25 der europäischen Verträge vorgesehen sind. Jedes Land kann sie autonom gewähren.
- Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen für schon in Italien eingereiste Personen. Diese Entscheidung kann der Präsident der Republik durch ein Dekret ergreifen. Sie beinhaltet eine Arbeitserlaubnis. Für einige Länder wurde sie schon gewährt, zum Beispiel für Albaner, die heute weitgehend in Italien integriert sind (ebenso für Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Tunesier, etc.)
|