Comunità di S.Egidio


 

Focus Online

09/06/2007


Bush trifft Gegner der Todesstrafe

 

Der US-Pr�sident hat auf seiner Rom-Visite einen vollen Terminplan. Nach seinem Pflichttermin bei Italiens Staatspr�sidenten Giorgio Napolitano hat George W. Bush eine Audienz beim Papst.

Benedikt XVI., Chef des Vatikanstaates und der Katholischen Kirche empf�ngt den US-Pr�sidenten erstmals als Pontifex. Kennen lernte Bush den Papst als Kardinal Ratzinger beim Trauergottesdienst f�r Johannes Paul II. vor zwei Jahren. Rund 30 Minuten werden Benedetto und Bush ihre Sorgen austauschen.

Irak ist heikles Thema

Aus dem Kirchenstaat am Tiber verlautete vorab: Benedikt XVI. sch�tze den Einsatz von Bush gegen Abtreibung. Heikel ist das Thema Irak. In Rom wachsen t�glich die Sorgen um das tragische Schicksal der dortigen Christen. Nach Sch�tzungen der Caritas leben heute nur mehr 25 000 Christen im Irak gegen�ber 500 000 im Jahr 2003. Die Meldungen �ber ermordete Christen h�ufen sich, viele verlassen ihr Daheim und wenn sie davor ihr Hab und Gut ver�u�ern, kn�pfen ihnen Islamisten gezielt das Geld mit Entf�hrungen ab. Dem Papst liegt auch viel an Religionsfreiheit in China. Bush wiederum will laut Indiskretionen die Hilfe der katholischen Kirchen f�r ein Kuba ohne den Lider Maximo Fidel Castro.

K�mpfer f�r die Abschaffung der Todesstrafe

Die gro�e r�mische �berraschung aber ist die Begegnung mit Vertretern der katholischen Laiengemeinschaft St. Egidio in Rom. Die Comunit�, die Studenten 1968 gr�ndeten, weil sie nicht am linken Protest jener Jahre teilnehmen wollten, bem�ht sich weltweit um Frieden und V�lkerverst�ndigung, steht in vorderster Front f�r die Abschaffung der Todesstrafe, setzt sich f�r die Armen und seit f�nf Jahren aktiv f�r Aids-Kranke in Afrika ein.

Gegen den Afro-Pessimismus gr�ndete sie DREAM, ein Programm f�r schwangere HIV-Infizierte M�tter, das inzwischen 35 000 Kranke betreut und mit modernen Laboren und westlichen Standards die �bertragung in rund 95 Prozent der F�lle der Krankheit von Mutter auf das Neugeborene unterbindet. Einen �hnlichen Erfolg hat in Afrika nur die Gates-Stiftung. Der Bush-Fund f�r Afrika wiederum hinkt hinterher. So soll Bush in persona die Begegnung gew�nscht haben: Das Thema, sagt der Pressesprecher der St. Egidianer, Mario Marazziti zu FOCUS-Online, sind Armut, AIDS, die verheerende Trag�die in Darfur.

Mitglieder von Regierungsparteien bei Protest erwartet

Eigentlich sollte der US-Pr�sident die Gemeinschaft an ihrem Sitz in Trastevere besuchen. Im pittoresken Altstadtviertel mit engen Gassen rund um die Piazza Santa Maria in Trastevere klopften seit Montag Polizei und Carabinieri an die Wohnungst�ren, nahmen die Personalien der Einwohner auf, die an der Route residieren, die Bush und seine Wagenkolonne fahren sollten. Die M�lltonnen waren entfernt, auf den Terrassen waren die Scharfsch�tzen zu beobachten, die ihre Stellungen kontrollierten. K�che und Kellner in den vielen Bars mussten ihre Ausweise z�cken, der nahe Gem�semarkt sollte am Samstag schlie�en so wie in ganz Rom die Schulen. Doch die Sicherheitsbeh�rden winkten in letzter Minute ab: Zu gef�hrlich. Die Wagenkolonne w�re kaum z�gig durch die engen Gassen gekommen.

10 000 Polizisten sind im Einsatz f�r Bush in der Ewigen Stadt, wo der US-Pr�sident nach dem Treffen mit den Egidianern Ministerpr�sident Romano Prodi spricht und am Sp�tnachmittag in der Residenz des US-Botschafters Villa Taverna 30 Minuten mit Amico Silvio Berlusconi parlieren soll. Die Sicherheitsbeh�rden werden auch bei zwei Anti-Bush-Demos im Einsatz sein. Besonders peinlich f�r die Regierung in Rom: W�hrend beim No-War-Marsch vom Bahnhof zur Piazza Navona Globalisierungsgegner aus ganz Italien demonstrieren wollen, nehmen am Sit-In gegen Bush auf der Piazza del Popolo auch die Chefs der zwei kommunistischen Parteien der Regierungskoalition von Prodi teil.

Eva Kallinger