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Unterstützung der Gemeinschaft

  
30 November 2010

Schweigendes Gedenken an deportierte Juden

 
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Etwa 300 Teilnehmer zogen schweigend und Kerzen tragend vom Dom zum Kardinal-Faulhaber-Platz und erinnerten damit an die erste große Gruppe von Juden aus Würzburg, die am 27. November 1941 zunächst ins Sammellager Nürnberg-Langwasser und anschließend ins KZ Jungfernhof bei Riga deportiert worden war. Das Schicksal der 202 Kinder, Frauen und Männer lässt sich nur ungefähr rekonstruieren. Viele erfroren, andere wurden erschossen. Die beiden Würzburger Buben Herbert Mai und Fred Zeilberger überlebten (siehe Seite 29).
Klaus Reder machte darauf aufmerksam, dass die Gemeinschaft Sant'Egidio gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde sowie der katholischen und evangelischen Kirche seit zehn Jahren zu diesem Gedenken einlädt. „Wir gehen einen Weg, an dessen Ende die Vernichtung stand“, sagte er. Obwohl es immer weniger Zeitzeugen gebe, werde „diese Erinnerung nicht zu einer verwitterten Steintafel, sondern zu einem Gefühl, das viele Menschen erfüllt und mobilisiert“.
Für die Gemeinschaft von Sant'Egidio und „Menschen jeglicher Herkunft und jeglichen Alters“ sei das Datum des 27. November ein Gedenken und eine Lehre, die von Generation zu Generation weitergegeben werden müsse, „wenn man sich menschlich in das Leben dieser Gemeinschaft von Bürgern einbringen will, die die Stadt Würzburg bildet“.
Josef Schuster, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, hob hervor, dass sich im vergangenen Jahrzehnt in Würzburg eine „neue Erinnerungskultur“ entwickelte. Sie beinhalte nicht nur das Gedenken an die Deportationen, sondern auch die Aktion „Stolpersteine“ sowie den geplanten „Weg der Erinnerung“. „Die Erinnerungskultur ist kein Selbstzweck“, sondern eine Mahnung, gegen Diskriminierung, Ausgrenzung von Minderheiten und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen.
Schuster informierte, dass die jüdischen Mitbürger zu Beginn der Deportationen schon eine acht Jahre lange Leidensgeschichte hinter sich hatten. „Alle diese Schrecken erfuhren sie in ihrer Heimatstadt und nicht selten durch ihre Nachbarn.“ Insgesamt seien 2063 jüdische Mitbürger verschleppt worden, die meisten in die Todeslager. „Nur sehr wenige überlebten.“
Schwarzer Tag
Die erste Deportation bezeichnete Oberbürgermeister Georg Rosenthal als „schwarzen Tag“ in der Würzburger Geschichte. Es erscheine immer noch unvorstellbar, dass in einem zivilisierten Land der Völkermord an der jüdischen Bevölkerung bis ins Detail geplant und von staatlichen Organen durchgeführt werden konnte. Die Mehrheit der Bürger habe dabei zugesehen und sich teilweise sogar an jüdischem Besitz bereichert.
„Wir wissen heute genauestens Bescheid über diesen millionenfachen Mord“, und dennoch gebe es Bürger, die diese Gräuel leugneten. Laut einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung vertrete jeder Zehnte antisemitische Ansichten. „Das ist eine ernstzunehmende Bedrohung“, so Rosenthal. Jeder sei deshalb dazu aufgefordert, nicht zu schweigen, wenn beispielsweise Hassparolen gegen Juden oder Migranten gerufen werden.
Bischof Friedhelm Hofmann lobte die Veranstaltung zum Gedenken an die Deportierten: „Ihre Namen sind nicht vergessen.“
Von unserem Mitarbeiter Franz Nickel


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