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20 Junio 2012

Lernen gegen die Einsamkeit

 
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Heute ist Weltflüchtlingstag: Die Gemeinschaft Sant'Egidio gibt Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft Deutschkurse. An diesem Freitag wird bei einem gemeinsames Gebet in der Franziskanerkirche an Menschen erinnert, die auf der Flucht starben.

 

Lernen und Hoffen: Massood Sultani (links) aus Afghanistan lernt fleißig Deutsch. Er möchte eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker machen. Bild: Foto: Pelin Aytac

Die Taliban sind stark in meinem Dorf“, sagt er. Während Toomadj Avazzadeh die Geschichte eines Flüchtlings aus Afghanistan laut vorliest, folgen etwa 21 Deutschschüler seinen Worten. Mit den Fingern gehen sie jedes Wort, das er liest, auf dem Blatt vor ihnen nach. Es ist die Geschichte eines Flüchtlings, der zum Teil in einem Lkw und zum Teil zu Fuß von Afghanistan bis nach Deutschland geflohen ist. „Die Tage im Lkw werden ihn einholen“, liest Avazzadeh in einwandfreiem Deutsch weiter vor. Die Geschichte berichtet, dass die Ärzte in Deutschland dem Flüchtling die Füße abnehmen müssen, weil sie auf der Flucht so stark verletzt wurden, dass die Wunden nun nicht mehr heilen.

Immer wieder lässt Dominik Rüth, ehrenamtlicher Lehrer des Kurses, eine Pause machen und erklärt neue Worte. Dabei setzt er viel Körpersprache ein. Beim Wort „kriechen“, beugt er sich auf den Boden und bewegt sich mit ausgestreckten Armen nach vorne. Als er erklärt, was „Füße abnehmen“ bedeutet, geht ein leises Zischen durch die Reihen und in den nachdenklichen Gesichtern steht der Schmerz geschrieben. Die Schüler im Klassenraum der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße können sehr gut nachvollziehen, was es heißt, auf der Flucht zu sein, Angst um das eigene Leben zu haben und in einem Land anzukommen, wo sie nichts und niemanden kennen. Sie selbst haben eine lange Flucht hinter sich.

Für alle, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben, gibt es am Freitag, 22. Juni, um 19 Uhr ein ökumenisches Gebet in der Franziskanerkirche. Ursula Kalb, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Sant'Egidio lädt alle Schüler dazu ein. „Wenn ihr jemanden kennt, der auf der Flucht gestorben ist, dann schreibt uns den Namen auf. Er wird dann im Gebet vorgelesen“, sagt sie den Deutschschülern.

Auch Toomadj Avazzadeh ist geflohen – aus dem Iran. „Sie haben mein Zuhause attackiert. Haben meinen Vater und meine Frau festgenommen und sieben Monate ohne Grund im Gefängnis festgehalten“, berichtet er. Das alles passierte, weil er 2008 gegen die Wahlen im Iran demonstriert hat. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu fliehen, berichtet er. Über den Nordwestiran sei er mit einer Person durch die Gebirge in die Türkei geflohen – zu Fuß. Von dort aus flog er nach Nürnberg. Erst kam er in die Aufnahmestelle Zirndorf und hat einen Asylantrag gestellt.

Nach 45 Tagen wurde er nach Würzburg gebracht und lebt seitdem in der Gemeinschaftsunterkunft (GU). „Ich war ganz allein“, sagt er. Die erste Zeit in der GU sei er nicht aus seinem Zimmer gegangen – zwei Monate lang. Dann sprachen ihn die Leute vom Sant' Egidio an. Sie luden ihn zu einem Fest und zum Sprachkurs in die Louis-Massignon-Schule in der Frankfurter Straße ein. „Die Schule hat mich aus meiner Depression herausgeholt. Ich hatte eine Aufgabe und weniger Zeit, ständig über meine Probleme nachzudenken“, erinnert sich der 33 Jahre alte Avazzadeh. „Toomadj gehört zu den fleißigsten Schülern“, sagt Ursula Kalb.

„Die Schule hat mich aus meiner Depression herausgeholt.“

Toomadj Avazzadeh Iranischer Asylbewerber

Der Iraner möchte Maschinenbau an der FH Schweinfurt studieren. „Dafür muss ich eine Eins haben“, sagt er und lächelt. Die Deutschkurse in der Frankfurter Straße und in der GU dauern etwa ein Jahr. Am Ende gibt es eine Prüfung und Zeugnisse.

Im Unterricht sitzen Menschen aus Afghanistan, Iran, Aserbaidschan, Äthiopien, Armenien, Irak oder China. Sie alle leben in der GU und wollen Deutsch lernen, Arbeit finden und dauerhaft in Deutschland bleiben – zumindest bis sich die Lage in ihrer Heimat ändert. Aber in manchen Fällen scheint das aussichtslos. So wie bei Xiaohong Zhou. Die 26-Jährige floh vor sieben Jahren mit ihrem Mann aus China. „Wir hatten im Dorf nichts zu essen, nichts zum Anziehen und keine Arbeit.“ Die Verzweiflung ließ beide in einen Zug nach Russland steigen. Von Russland aus ging es zu Fuß und mit dem Lkw weiter. Zwei Monate hat ihre Flucht gedauert.

Xiaohong Zhou hat in Deutschland einen Sohn auf die Welt gebracht – er ist zwei Jahre alt und nun erwartet sie ein weiteres Kind. „Im vierten Monat.“ Sie lächelt und sagt, dass sie sich auf das Kind freut. „Ich will hier bleiben. Deutsch lernen, Arbeit finden. Für meine Kinder.“ Ihr Mann soll zurück nach China. „Aber meine Kinder brauchen ihren Vater“, sagt sie. Weil ihre Kinder in Deutschland geboren sind, haben sie keine Rechte in China und würden dort nicht anerkannt.

Einsamkeit und Heimweh begleiten die Schüler des Deutschkurses in der GU – Tag und Nacht. Jeden Dienstag und Donnerstag, wenn es wieder Zeit für den Deutschunterricht ist, ist es auch wieder Zeit, sich abzulenken und für etwa anderthalb Stunden zu vergessen, was sie nachts nicht schlafen lässt. Doch auch wer die Anerkennung bekommt, der hat es nicht gleich einfacher. Das berichtet Joseph Degefa. Der 26-jährige Äthiopier ist seit einem Jahr als politischer Flüchtling anerkannt. Seit fünf Monaten besucht er den Integrationskurs und kommt zusätzlich zu den Deutschkursen von Sant' Egidio. Er möchte gerne eine Ausbildung zum Schreiner machen – das ist sein Beruf in seiner Heimat gewesen. Doch die Suche nach einer Wohnung gestaltet sich schwierig. Seit fast einem halben Jahr sucht er schon. „Aber ich hoffe, ich finde bald eine“, sagt er.

Hoffnung und der Wille, in Deutschland ein neues Zuhause zu haben, ist das, was die Deutschschüler in der GU antreibt, zum Kurs zu gehen. „Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ich eines Tages zurück nach Afghanistan kann. Bis dahin werde ich hier mein Bestes geben“, sagt der 24-jährige Massood Sultani, der eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker machen will. Doch auch Angst sei ein ständiger Begleiter. „In Afghanistan hatte ich Angst, weil ich verfolgt wurde. Diese Angst ist jetzt weg. Dafür ist die Angst da, abgelehnt zu werden und zurück zu müssen“, sagt er. Die anderen nicken und murmeln ein leises „Ja“.

Doch auf ein Ereignis freuen sich alle: In vier Wochen gibt es Zeugnisse, dann haben sie alle den Grundkurs erfolgreich beendet – und einen wichtigen Schritt für ihre Zukunft gemacht. Am Ende des Unterrichts gibt es noch zwei Ständchen: Lehrer Dominik Rüth und Toomadj Avazzadeh haben Geburtstag. Alle singen auf Deutsch, dann werden Geburtstagslieder aus Äthiopien, Aserbaidschan und China vorgetragen.

Gemeinschaft Sant'Egidio und das Gebet für Flüchtlinge

Ziele: Die Gemeinschaft Sant'Egidio wurde 1968 in Rom gegründet. Freundschaft, Zuwendung und Hilfe sind ihre Ziele. Ihr Symbol ist die Friedenstaube. Die Gemeinschaft setzt sich für Obdachlose, Flüchtlinge, alte Menschen, Behinderte, Ausländer, Sinti und Roma oder Aidskranke ein. Seit 1989 bietet Sant'Egidio kostenlose Deutschkurse für Flüchtlinge und Migranten in der Louis-Massignon-Schule an. Seit vergangenem Jahr gibt es auch einen Kurs in der Gemeinschaftsunterkunft.

Deutschkurse: In den Kursen sitzen Kriegsflüchtlinge aus Afghanistan und dem Irak, jüdische Kontingentflüchtlinge aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, Aussiedler oder mit Deutschen verheiratete Frauen aus asiatischen Ländern sowie ausländische Studenten und Migranten. Die Lehrer arbeiten ehrenamtlich.

Integration: „Wir wollen, dass an unserer Schule Integration konkret erfahren wird“, sagt Ursula Kalb, ehrenamtliche Mitarbeiterin. Es gehe um Freundschaft und darum, Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen zusammenzubringen. „Die Sprachkurse sollen auch Spaß machen“, so Kalb.

Gebet: „Sterben auf dem Weg zur Hoffnung“ ist der Titel des Gebets, das am Freitag, 22. Juni, um 19 Uhr in der Franziskanerkirche für Flüchtlinge stattfindet. Anlass ist der Weltflüchtlingstag an diesem 20. Juni. Alle sind willkommen, egal welcher Religion. Beim Gebet werden die Namen derer vorgelesen, die auf der Flucht gestorben sind.

An der Schultafel: Toomadj Avazzadeh gehört zu den fleißigsten Schülern des Kurses. Der 33-Jährige hat einen Traum: Maschinenbau an der FH Schweinfurt studieren.


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