| 5 Wrzesień 2012 |
Der Geist von Assisi in Sarajevo |
Mit viel politischer und geistlicher Prominenz beginnt am Sonntag das Weltfriedenstreffen von Sant‘ Egidio. |
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„Zusammen zu leben ist die Zukunft. Religionen und Kulturen im Dialog“, so lautet das Motto des diesjährigen Weltfriedenstreffens der Gemeinschaft Sant'Egidio, das von kommenden Sonntag bis Dienstagabend in Sarajevo, der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas, stattfindet. Die internationale Tagung mit mehreren Staatspräsidenten, Regierungschefs, Patriarchen, Kardinälen, Bischöfen und Intellektuellen unterschiedlicher Provenienz wurde in enger Zusammenarbeit mit der Erzdiözese Vrhbosna-Sarajevo, dem Patriarchat der serbisch-orthodoxen Kirche sowie der islamischen Gemeinde von Bosnien-Herzegowina vorbereitet.
Bei der Eröffnung am Sonntagabend werden aber nicht nur Sarajevos Kardinal Vinko Puljic, Bosniens Großmufti Mustafa Ceric, der serbisch-orthodoxe Patriarch Irenej und der Präsident der Jüdischen Gemeinschaft in Bosnien, Jacob Finci, sprechen, sondern auch der Staatspräsident des zerrissenen, leidgeprüften Landes, Bakir Izetbegovic. Zu den Stars der Eröffnungsfeier gehören EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, Italiens Ministerpräsident Mario Monti sowie sein Integrationsminister Andrea Riccardi, der die Gemeinschaft Sant'Egidio 1968 in Rom gegründet hat.
Auf insgesamt 28 Podien werden sich am Montag und Dienstag Teilnehmer aus mehr als 60 Ländern mit unterschiedlichen Fragen der Begegnung von Religionen und Kulturen befassen. Über die Ökumene etwa wird in Sarajevo der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, mit Patriarch Irinej, dem armenischen „Katholikos von Kilikien“ Aram I., dem russischen Metropoliten Hilarion und dem Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, sprechen. Andere Podien befassen sich mit Fragen der Immigration, des Friedens, der Beziehungen zwischen den Generationen, der Rolle Europas in der Welt, den Religionen in Asien und Afrika, dem Pluralismus in der arabischen Welt, der Herausforderung durch Armut, den Folgen der Globalisierung und dem christlich-islamischen Dialog. Nahezu alle Podien sind multinational und multireligiös, zumindest multikonfessionell besetzt.
So werden in der Islamischen Fakultät in Sarajevo ein unierter Bischof aus Rumänien, der Oberrabbiner von Serbien, ein Groß-Imam aus Pakistan, ein orthodoxer sowie ein evangelischer Bischof und ein buddhistischer Mönch über „Gebet und Frieden“ sprechen. Über die Zukunft der arabischen Welt werden sich Teilnehmer aus dem Libanon, Tunesien, Ägypten, Katar und Jerusalem austauschen. Unter dem Vorsitz von Kardinal Paul Poupard werden ein Repräsentant der Kairoer Al-Azhar Universität, ein Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche, ein katholischer Erzbischof aus dem Heiligen Land, eine Vertreterin des Jüdischen Weltkongresses und ein tunesischer Politiker über „Zusammenleben im Zeitalter der Globalisierung“ diskutieren.
Sogar ein Podium über die Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils ist interreligiös besetzt: Neben Kardinal Koch werden hier ein reformierter Pastor aus Frankreich, ein buddhistischer Mönch aus Japan, ein amerikanischer Rabbi, ein rumänisch-orthodoxer Metropolit, ein italienischer Erzbischof und ein Vertreter des libanesischen „Islamisch-christlichen Komitees für Dialog“ zu Wort kommen. Für das Podium über den „Balkan und Europa“ haben die Präsidenten Bosnien-Herzegowinas und Montenegros, Bakir Izetbegovic und Filip Vujanovic, zugesagt.
Nach dem Internationalen Friedenstreffen 2011 in München wurde Sarajevo für dieses Jahr nicht zufällig gewählt, sondern in bewusster Erinnerung an die Belagerung und den Beschuss Sarajevos vor 20 Jahren. Das Treffen, das sich in der Tradition des Weltgebetstreffens von Assisi sieht, zu dem Papst Johannes Paul II. 1986 eingeladen hatte, zeige „die neue Rolle, die die Religionen als Element der Einheit und des Zusammenlebens einnehmen können“, heißt es in einer Ankündigung der Gemeinschaft Sant'Egidio. Am Dienstagabend soll in Sarajevo nach einer Friedensprozession in der Innenstadt ein „Appell für den Frieden 2012“ verabschiedet werden.
Stephan Baier
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