Comunità di Sant'Egidio - Napoli 2007 - Per un mondo senza violenza - Religioni e Culture in dialogo Comunità di Sant'Egidio - Napoli 2007 - Per un mondo senza violenza - Religioni e Culture in dialogo
 

Vincenzo Paglia -

Copyright � 2007
Comunit� di Sant'Egidio

23/10/2007 - 19:30 - Piazza del Plebiscito
Schlusszeremonie

Vincenzo Paglia

Meditation �ber Mt. 26, 51-54

Der Abschnitt aus dem Matth�usevangelium, den wir gerade geh�rt haben, f�hrt uns zum �lberg. F�r Jesus war die Stunde gekommen, in der er aus dieser Welt zum Vater gehen sollte. Es war eine schwere Stunde, der Tod war nahe. Liebe und Gewalt sollten zur letzten, entscheidenden Begegnung zusammentreffen. Jesus hatte sich zu Boden geworfen und betet voller Angst dreimal: �Mein Vater, wenn es m�glich ist, gehe dieser Kelch an mir vor�ber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.� Jesus zweifelt nicht an der Liebe des Vaters. In dieser so dunklen Stunde ist die Liebe des Vaters sogar das einzig sichere. Jesus wei� sehr gut, dass nur vom Vater die Hilfe kommt. Mit der Kraft, die er durch das Gebet gewinnt, erhebt sich Jesus und geht zu Judas, der mit einer gro�en Schar von M�nnern, die mit Schwertern und Kn�ppeln bewaffnet sind, gekommen ist, um ihn gefangen zu nehmen wie einen R�uber. In Wirklichkeit haben sie Angst vor ihm, sie haben Angst vor diesem sanftm�tigen Mann, der nicht flieht, ja der ihnen sogar entgegen kommt.

Obwohl die J�nger auf der Seite Jesu stehen, ergreift sie doch Furcht angesichts dieser Schar von M�nnern mit Schwertern und Kn�ppeln, einer von ihnen zieht sein Schwert und schl�gt einem der Diener des Hohenpriester ein Ohr ab. Die Angst und die Wut gewinnen die Oberhand im Herzen dieses J�ngers und bringen ihn dazu, den Meister mit dem Schwert zu verteidigen. Aber Jesus lehnt diese Art der Verteidigung ab, auch wenn sie in diesem Moment gerechtfertigt erscheinen k�nnte. Nach der Erz�hlung des Evangelisten Lukas hatte Jesus die J�nger schon fr�her getadelt; damals, als er den Abendmahlssaal verlie� und sie ihm zwei Schwerter gebracht hatten, hatte er kurz und knapp nur gesagt: �Genug davon!� Jetzt, wo einer von ihnen mit dem Schwert zugeschlagen hat, weist er ihn heftig zurecht: �Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.� Jesus, der kurz zuvor am Boden gelegen hatte und Blut geschwitzt hatte, spricht diese Worte gelassen und mit gro�er Kraft. Diese Kraft erh�lt der Sanftm�tige von Gott. Deswegen hatte Jesu gesagt: �Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben.� Vielleicht waren ihm, als er voll Angst am Boden lag, die Worte der Psalmen in den Sinn gekommen, die den Gl�ubigen dazu auffordern, allein auf Gott zu vertrauen: Dieses Schwert, das da erhoben wird, um ihn zu verteidigen, verletzt ihn in Wirklichkeit. Es verletzt den Vater, es verletzt ihn und auch die, die es benutzen. Die Gewalt verteidigt nie, sie verletzt immer. F�r Jesus gibt es keinen Feind, vor dem man sich verteidigen m�sste. Alle sind f�r ihn Br�der, die man lieben muss. Deswegen kommen die Gewalt und das Evangelium nie zusammen: Das eine schlie�t das andere aus. Jesus, der sanftm�tig und von Herzen dem�tig ist, hasst nicht einmal seinen Verfolger, er nennt sogar den Freund, der sich gegen ihn verschworen hat und ihn verr�t. Als er Judas kommen sieht, um ihm den verr�terischen Kuss zu geben, nennt er ihn �Freund�. Ja! Die Haltung Jesu gegen�ber Judas ist das h�chste Abbild der Freundschaft und der Gewaltlosigkeit, jenseits von allem.

Dieses Evangelium des Friedens ist bis zu uns gelangt. Es ist ein wertvolles Erbe, das die Welt nicht hat und unsere Berufung ist es, dieses Erbe in unserer Zeit zu leben. Liebe Schwestern und Br�der, auch der Anfang dieses Jahrtausends ist eine schwere Stunde, die Wachsamkeit und Gebet erfordert. Wehe, wenn man im eigenen Egoismus einschl�ft, wie es den drei J�ngern im Garten Getsemani geschieht. Wehe wenn man sich von der Angst ergreifen l�sst, wie dieser Diener. Alles scheint wahrlich darauf hinauszulaufen, dass man sich von den Leidenschaften fortrei�en l�sst, vom Ethnizismus, vom Nationalismus, von der Kriegstreiberei und so auf elende und tragische Weise das gro�e Geschenk des Friedens vergeudet. In dieser Stunde sind wir Christen dazu aufgerufen, uns enger um Jesus zu versammeln, seinen Frieden anzunehmen, auf ihn zu achten und ihn zu bezeugen. Ja, der Frieden muss erworben und gepflegt werden. Wir wissen nur zu gut, dass das Christ sein nicht immun macht gegen die Vergiftung durch die Leidenschaften der Welt. Sehr oft wird man zum Gefangenen der Angst und egozentrischer �berlegungen, den Frieden zu bezeugen, r�ckt dann v�llig in den Hintergrund. Wir m�ssten uns fragen, ob nicht die Trennungen unter den Christen nicht die Gefahr in sich bergen, dass sie uns zu Komplizen der Gewalt und der Konflikte machen. Unsere Gemeinschaft (Kommunion) dagegen ist der gute Sauerteig des Friedens unter den V�lkern. Das wollte der bedeutende �kumenische Patriarch Athenagoras zum Ausdruck bringen, als er sagte: �Schwesterkirchen, Bruderv�lker�.

In diesen Tagen hat der Geist Gottes uns dazu gebracht, wagemutiger voranzuschreiten auf dem Weg der Br�derlichkeit, damit die christlichen Gemeinschaften ein Raum sind, wo die Luft sauber ist, nicht verschmutzt und vergiftet durch Hass und Gewalt. Wir sind dazu berufen zu zeigen, dass nichts gr��er ist, als der Frieden und dass nichts schlechter ist als die Verr�cktheit der Gewalt. Dietrich Bonhoeffer schrieb in einer f�r Europa schwierigen Zeit: �Christus macht den Menschen nicht nur gut, sondern stark. Diese Kraft ist keine Arroganz, ist nicht Aggressivit�t und auch nicht Anma�ung,�sie ist die Kraft der Liebe. Die Liebe ist st�rker als der Tod, st�rker als Hass und Krankheiten, st�rker als Armut und Diktaturen.� Schwestern und Br�der, uns allen wurde dieses au�ergew�hnliche Erbe des Friedens anvertraut. Dies ist das Erbe Jesu, der sein Leben hingegeben hat f�r das Evangelium der Liebe und des Friedens.