Comunità di Sant'Egidio - Napoli 2007 - Per un mondo senza violenza - Religioni e Culture in dialogo Comunità di Sant'Egidio - Napoli 2007 - Per un mondo senza violenza - Religioni e Culture in dialogo
 

Andrea Riccardi - Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio

Copyright � 2007
Comunit� di Sant'Egidio

23/10/2007 - 19:30 - Piazza del Plebiscito
Schlusszeremonie

Andrea Riccardi
Gr�nder der Gemeinschaft Sant�Egidio

Wir sind am Ende dieser drei Tage des Dialoges angekommen. Sie haben sich mit einem sehr entscheidenden Thema besch�ftigt.: �F�r eine Welt ohne Gewalt�. Ist es ein Traum? Eine rhetorische �bung f�r gute Gef�hle?

Ja, es ist ein Traum. Das habe ich den Leuten aus Darfur, aus Norduganda und aus Birmania von den Lippen abgelesen. Ich habe es w�hrend des Krieges in Liberia geh�rt. Wir h�ren es jeden Tag unter den V�lkern des Mittleren Ostens. Eine Welt ohne Gewalt ist der Traum derer, die Geiseln der Kriminalit�t sind. Es ist der Traum derer, die durch die terroristische Bedrohung verunsichert werden. Es ist der Traum derer, die sehen, wie die Jugend in der Schule der Gewalt aufw�chst und sich so eine dunkle Zukunft bereitet.

Ja, es ist ein Traum. Es ist der sch�nste Traum: ein Traum vom Frieden. Es ist der menschlichste Traum.

Es ist ein Traum, den Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hinduisten, Shintoisten, Gl�ubige aller Religionen heute Abend in ihrem Gebet aufgenommen haben. Wir glauben an die Kraft des Gebetes. Es kann Berge versetzen. Der Geist macht die Geschichte. Den Geist aus der Geschichte verbannen, wie es im 20. Jahrhundert geschehen ist, bedeutet oft, das Herz des Menschen und die Seele des Lebens zu rauben. Der Friede braucht den Realismus und die Hoffnung des Geistes.

F�r die Gl�ubigen ist der Traum einer friedlichen Welt keine Utopie, sondern ein Ideal, f�r das es zu arbeiten, k�mpfen, beten und wirken gilt. Es ist ein unverzichtbares Ideal! Eine Welt ohne Ideale stirbt oder wird ausverkauft. Der Friede verwirklicht sich mit Geduld, mit viel Geduld, einer Geduld, die Br�che wieder zusammen f�gt.

Der Friede ist ein Traum, den man mit Geduld verwirklichen und f�r den man beharrlich beten muss. Er ist ein Traum, auf den man die guten Gef�hle der V�lker ausrichten muss: die Liebe, die Achtung vor dem anderen, die Suche nach Gerechtigkeit, die Geduld. Denn die Gef�hle der Menschen und der V�lker sind wichtig. Und die Religionen geben ihnen zutiefst eine Ausrichtung. Die guten Gef�hle sind wichtig. Verachten wir sie nicht, wie es die Liebhaber des Pessimismus oder die Ungl�ckspropheten tun. Sie h�ngen einem falschen Realismus an, der den Geist aus dem Leben und der Geschichte vertreibt.

Die Religionen sind keine Flagge, gegen die man k�mpfen muss. Es ist eine Schande, wenn sie vom Terrorismus benutzt werden. Benedikt XVI. hat die Religionsf�hrer vorgestern daran erinnert: �Angesichts einer von Konflikten zerrissenen Welt, wo man die Gewalt mitunter im Namen Gottes rechtfertigt, ist es wichtig zu betonen, dass die Religionen nie Mittel von Hass werden d�rfen�. Ja, der Geist wird ausgel�scht, wenn die Religionen gewaltt�tig werden.

Wir sind dem Heiligen Vater dankbar f�r seine feste, klare und heitere Anwesenheit unter uns. Als gro�er Zeuge der Hoffnung hat er uns best�rkt und gesagt: �Die katholische Kirche beabsichtigt, die Stra�e des Dialoges weiter zu gehen, um das Verst�ndnis unter verschiedenen Kulturen, Traditionen und religi�sen Lehren zu f�rdern.�

Wir glauben, dass alle religi�sen Gemeinschaften der Welt diesem hervorragenden Einsatz folgen, um mit mehr Mut eine neue Jahreszeit der Arbeit f�r den Frieden zu verwirklichen durch Dialog, Freundschaft und freim�tige Gespr�che. In dieser Nacht von Neapel leuchten die Religionen strahlend als Friedenslichter.

Benedikt XVI. hat uns ein Beispiel gegeben und sich mit Vertretern unterschiedlicher Kirchen, kirchlicher Gemeinschaften und Religionen zu Tisch gesetzt. Den Tisch zu teilen ist schon ein gro�es Zeichen f�r den Frieden. Denn wir alle m�ssen uns mit den anderen an den Tisch setzen, um miteinander zu sprechen, uns gegenseitig ins Gesicht zu sehen und die Entfernungen zu �berwinden. Der Friede wird im Herzen aufgebaut mit dem�tigem und z�hem Dienst.

Vieles verschw�rt sich gegen uns, um uns pessimistisch zu machen und uns auf einen gro�en Plan verzichten zu lassen. Der Pessimismus scheint st�rker zu sein als alles. Er scheint die b�se Realit�t der Geschichte zu sein. Jeden Tag wird er durch den geschw�tzigen Klatsch der Berichterstattung gefiltert, die alles verkleinert und gew�hnlich macht. Es ist der Ausdruck einer Welt, die auf die Leuchtkraft eines gro�en Planes verzichtet hat und die sich in ihrer Schw�che hinter dr�hnenden Worten versteckt. Sie nennt Schw�che Kraft und ein dekadentes Urteil Intelligenz.

Aber diese Tage haben uns gelehrt, hoffnungsvoll dar�ber hinaus zu schauen, nicht nur �ber den Dunst des Pessimismus und der Unheilpropheten hinaus, sondern auch �ber gro�e Krisen hinweg. In diesen Tagen haben wir vieles erworben, unter anderem � die Bemerkung sei mir erlaubt � den wahren Realismus des Dialoges zwischen Israelis und Pal�stinensern gestern Nachmittag. Er dr�ckt den Willen aus, eine schnelle Vereinbarung f�r dieses gequ�lte Land zu erreichen.

Heute sp�ren wir in Neapel das Bed�rfnis nach einer Jahreszeit, in der sich die Religionen mutiger daf�r einsetzen, die Menschen und V�lker zu vers�hnen und an die Verantwortung f�r den Frieden zu erinnern. Denn der Friede ist bedroht. Und der Friede braucht Menschen, die geduldig und hartn�ckig Netze kn�pfen und den Realismus des Geistes leben. Ohne Geist gibt es keinen Frieden.

Das Klima von Neapel, die Umarmung der Leute und die gro�z�gige und �berzeugte Zusammenarbeit der Institutionen hat alle in diesem Ereignis best�rkt, das nicht nur ein Kongress war, sondern ein Volks- und Friedensereignis. Neapel wei�, was der Friede ist, weil es den Schmerz �ber die Gewalt kennt. Neapel hat sich hervorragend beteiligt und ist die Hauptstadt des Dialoges im Mittelmeerraum gewesen, eine Stadt des Friedens. Deshalb sage ich: Danke, Neapel!

Ich danke der Kirche von Neapel, ihrem Erzbischof, Kardinal Crescenzio Sepe, der uns gezeigt hat, wie die Spiritualit�t eine unersch�pfliche Quelle f�r den Mut zum Frieden sein kann. Ohne seine Hartn�ckigkeit h�tte dieses Friedensereignis nicht aufbl�hen k�nnen.

Ich danke Ihnen, den Religionsf�hrern, die Sie aus allen Teilen der Welt kommen und zeigen, wie der Friede im Glauben und in den Farben des Regenbogens wurzelt!

Schlie�lich danke ich Euch allen, Ihr Freunde aus Neapel, die ihr gern und in gro�z�giger Weise mitgearbeitet habt, dieses Ereignis zu verwirklichen! Ich danke meinen Freunden von Sant�Egidio, wenn ich das sagen darf, die zu vielen mit Demut und Gro�z�gigkeit daf�r gearbeitet haben, dieses Ereignis zu beseelen und ihm zu dienen.

Ich danke Ihnen, Herr Staatspr�sident, denn mit Ihrer Anwesenheit und Ihren Worten, die Frucht einer gro�en Welt- und Menschenerfahrung sind, st�rken Sie uns in der �berzeugung, dass der Dialog der Weg ist, auf dem eine bessere Welt verwirklicht werden kann.