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Unterstützung der Gemeinschaft

  

Dankgottesdienst zum 50. Jahrestag der Gemeinschaft Sant’Egidio

10. Februar um 17.30 Uhr in der Lateranbasilika des Hl. Johannes

Die ersten Personen sind 2018 durch die humanitären Korridore in Italien angekommen. Die neue Phase des Projektes, das zum Modell der Gastfreundschaft und Integration für Europa geworden ist


 
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20 September 2016 17:15 | Piazza San Francesco

Rede von Papst Franziskus



Papa Francesco


Eure Heiligkeiten, ehrenwerte Vertreter der Kirchen, der kirchlichen Gemeinschaften und der Religionen, liebe Brüder und Schwestern!
Ich grüße euch mit großer Achtung und Zuneigung und danke euch für eure Teilnahme. Ich danke der Gemeinschaft von Sant’Egidio, der Diözese Assisi und den franziskanischen Familien, die diesen Tag des Gebets vorbereitet haben. Wir sind nach Assisi als Pilger auf der Suche nach Frieden gekommen. Wir tragen in uns die Erwartungen und Ängste vieler Völker und Menschen und legen sie Gott zu Füßen. Wir haben Durst nach Frieden, wir haben das Verlangen, den Frieden zu bezeugen, vor allem aber müssen wir um den Frieden beten, denn der Friede ist ein Geschenk Gottes und unsere Aufgabe ist es, um ihn zu bitten, ihn zu empfangen und ihn jeden Tag mit seiner Hilfe aufzubauen.
„Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9). Viele von euch haben einen weiten Weg zurückgelegt, um zu diesem gesegneten Ort zu kommen. Hinausgehen, sich auf den Weg machen, sich zusammenfinden, sich um den Frieden mühen – das sind nicht nur Bewegungen des Körpers, sondern vor allem des Geistes, konkrete geistliche Antworten, um die Verschlossenheit zu überwinden und sich Gott und den Brüdern zu öffnen. Gott bittet uns darum und ermahnt uns, der großen Krankheit unserer Zeit entgegenzutreten: der Gleichgültigkeit. Sie ist ein Virus, das lähmt, das unbeweglich und unempfindlich macht, eine Krankheit, welche die Mitte der Religiosität selbst befällt und ein neues, überaus trauriges Heidentum hervorruft: das Heidentum der Gleichgültigkeit.
Wir dürfen nicht gleichgültig bleiben. Die Welt hat heute einen brennenden Durst nach Frieden. In vielen Ländern leidet man unter Kriegen, die oft ausgeblendet werden, und doch immer Ursache für Leid und Armut sind. In Lesbos haben wir – der geschätzte ökumenische Patriarch Bartholomäus und ich – in den Augen der Flüchtlinge das Leid des Krieges gesehen, die Angst der Völker, die nach Frieden dürsten. Ich denke an Familien, deren Leben aus den Fugen geraten ist, an Kinder, die im Leben nichts anderes als Gewalt erlebt haben, an alte Menschen, die gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen: Sie alle haben einen großen Durst nach Frieden. Wir wollen nicht, dass diese Tragödien in Vergessenheit geraten. Wir möchten gemeinsam allen, die leiden, eine Stimme geben, allen, die keine Stimme haben und die niemand hört. Sie wissen gut, oft besser als die Mächtigen, dass es im Krieg kein Morgen gibt und dass die Gewalt der Waffen die Lebensfreude zerstört.
Wir haben keine Waffen. Wir glauben aber an die milde und demütige Kraft des Gebets. An diesem Tag ist der Durst nach Frieden zu einer Anrufung Gottes geworden, damit Kriege, Terrorismus und Gewalt aufhören. Der Friede, um den wir in Assisi bitten, ist kein einfacher Protest gegen den Krieg, nicht einmal „das Ergebnis von Verhandlungen, politischen Kompromissen oder wirtschaftlichen Verträgen. Er ist das Ergebnis von Gebet“ (Johannes Paul II., Ansprache zu Beginn des Weltgebetstags der Religionen für den Frieden in der Basilika Santa Maria degli Angeli, Assisi, 27. Oktober 1986: L’Osservatore Romano [dt.], Jg 16, Nr. 45 (7. November 1986), S. 9, 1). Suchen wir in Gott, der Quelle der Gemeinschaft, das klare Wasser des Friedens, nach dem die Menschheit dürstet: Es kann nicht aus der Wüste des Hochmuts und der parteiischen Interessen entspringen, nicht aus dem ausgedörrten Boden des Gewinns um jeden Preis und des Waffenhandels.
Unsere religiösen Traditionen sind verschieden. Für uns ist die Verschiedenheit aber kein Grund für einen Konflikt, für Polemik oder kalte Absonderung. Heute haben wir nicht gegeneinander gebetet, wie es leider manches Mal in der Geschichte vorgekommen ist. Ohne Synkretismus und ohne Relativismus haben wir hingegen nebeneinander und füreinander gebetet. Der heilige Johannes Paul II. sagte an diesem Ort hier: „Mehr vielleicht als je zuvor in der Geschichte ist die innere Verbindung zwischen einer aufrichtigen religiösen Haltung und dem großen Gut des Friedens allen deutlich geworden“ (Ansprache zum Abschluss des Weltgebetstags der Religionen für den Frieden vor der Franziskus-Basilika, Assisi, 27. Oktober 1986: L’Osservatore Romano [dt.], Jg. 16, Nr. 45 (7. November 1986), S. 10, 6). In Fortführung des Weges, der vor dreißig Jahren in Assisi begonnen hat, wo die Erinnerung an den heiligen Franziskus, den Mann Gottes und des Friedens, lebendig ist, „bekräftigen wir, die wir hier versammelt sind, noch einmal, dass derjenige, der die Religion dazu benützt, um die Gewalt zu schüren, ihrem eigentlichen inneren Antrieb widerspricht“ (Ders., Ansprache an die Vertreter der Religionen, Assisi, 24. Januar 2002: L’Osservatore Romano [dt.], Jg. 32, Nr. 5 (1. Februar 2002), S. 8, 4). Jegliche Form von Gewalt repräsentiert nicht „das wahre Wesen der Religion. Sie ist ihre Entstellung und trägt zu ihrer Zerstörung bei“ (Benedikt XVI., Ansprache zum Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt, Assisi, Basilika „Santa Maria degli Angeli“, 27. Oktober 2011: L’Osservatore Romano [dt.] 41. Jg., Nr. 44 (4. November 2011), S. 7). Werden wir nicht müde zu wiederholen, dass der Name Gottes die Gewalt nie rechtfertigen kann. Allein der Friede ist heilig. Nur der Friede ist heilig, nicht der Krieg!
Heute haben wir um das heilige Geschenk des Friedens gefleht. Wir haben darum gebetet, dass sich die Gewissen in Bewegung setzen, die Heiligkeit des menschlichen Lebens zu verteidigen, den Frieden unter den Völkern zu fördern und die Schöpfung, unser gemeinsames Haus, zu bewahren. Das Gebet und die konkrete Zusammenarbeit helfen, nicht in der Logik des Konflikts gefangen zu bleiben und die rebellischen Haltungen, die nur Protest und Ärger zu erregen wissen, zurückzuweisen. Das Gebet und der Wille zur Zusammenarbeit sind ein Unterpfand für einen wahren und nicht für einen trügerischen Frieden: nicht für die Ruhe dessen, der Schwierigkeiten vermeidet und sich abwendet, wenn seine eigenen Interessen nicht berührt werden; nicht für den Zynismus dessen, der sich die Hände reinwäscht von Problemen, die nicht die eigenen sind; nicht für die virtuelle Annäherung dessen, der alles und alle über die Tastatur eines Computers beurteilt, ohne die Augen für die Nöte der Brüder zu öffnen und sich die Hände für die Bedürftigen schmutzig zu machen. Unser Weg ist der, sich in diese Situationen hineinzubegeben und den Leidenden den ersten Platz zu geben; die Konflikte auf sich zu nehmen und sie von innen her zu heilen; beständig Pfade des Guten zu beschreiten und die Schleichwege des Bösen zu meiden; geduldig, mit der Hilfe Gottes und dem guten Willen Friedensprozesse zu beginnen.
Friede – ein Faden der Hoffnung, der die Erde mit dem Himmel verbindet, ein Wort, so einfach und so schwierig zugleich. Friede heißt Vergebung, die als Frucht der Umkehr und des Gebets von innen her geboren wird und im Namen Gottes die Heilung der Wunden der Vergangenheit möglich macht. Friede bedeutet Aufnahme, Bereitschaft zum Dialog, Überwindung der Verschlossenheit, nicht Strategien zur Absicherung, sondern Brücken zur Überwindung des Abgrunds. Friede heißt Zusammenarbeit, lebendiger und konkreter Austausch mit dem anderen, der ein Geschenk und kein Problem ist, ein Bruder, mit dem man eine bessere Welt aufzubauen versucht. Friede bedeutet Erziehung, ein Aufruf, um jeden Tag die schwierige Kunst der Gemeinschaft zu erlernen, um sich die Kultur der Begegnung anzueignen und das Gewissen von jeder Versuchung zu Gewalt und Verhärtung, die dem Namen Gottes und der Würde des Menschen entgegenstehen, zu reinigen.
Wir hier, die wir in Frieden versammelt sind, glauben an eine brüderliche Welt und erhoffen sie. Wir wünschen, dass Männer und Frauen unterschiedlicher Religionen überall zusammenkommen und Eintracht schaffen, besonders wo es Konflikte gibt. Unsere Zukunft ist das Zusammenleben. Daher sind wir aufgerufen, uns von den schweren Bürden des Misstrauens, der Fundamentalismen und des Hasses zu befreien. Die Gläubigen mögen Handwerker des Friedens sein, mit dem Gebet zu Gott und mit der Tat für den Menschen! Und als Religionsführer sind wir gehalten, feste Brücken des Dialogs zu sein, kreative Vermittler des Friedens. Wir wenden uns auch an die höchsten Verantwortlichen im Dienst an den Völkern, an die Staatslenker, damit sie nicht müde werden, Wege des Friedens zu suchen und zu fördern und den Blick über partikuläre und momentane Interessen hinauszurichten: Der Aufruf Gottes an die Gewissen, der Schrei der Armen nach Frieden und die guten Erwartungen der jungen Generationen mögen nicht ungehört bleiben. Vor dreißig Jahren sagte hier der heilige Johannes Paul II.: „Der Friede ist eine Werkstatt, die allen offensteht, nicht nur Fachleuten, Gebildeten und Strategen. Der Friede ist eine universale Verantwortung“ (Ansprache zum Abschluss des Weltgebetstags der Religionen für den Frieden vor der Franziskus-Basilika, Assisi, 27. Oktober 1986: L’Osservatore Romano [dt.] Jg. 16, Nr. 45 (7. November 1986), S.10, 7). Schwestern und Brüder, stellen wir uns dieser Verantwortung, bekräftigen wir heute erneut unser Ja, zusammen Erbauer des Friedens zu sein, den Gott will und nach dem die Menschheit dürstet!

#peaceispossible #thirstforpeace
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