“Ich komme aus dem Orient, dessen Männer, Frauen, Kinder und alte Menschen einen hohen Blutzoll zahlen. Die Tötungs- und Zerstörungsmaschinerie richtet sich weiter gegen Menschen und Steine, seit mehr als fünfzig Jahren“. Ahmad Al-Tayyeb, der Großimam der Al-Azhar-Universität und Hauptfigur der historischen Begegnung mit Papst Franziskus in Ägypten am 28. April dieses Jahres, erinnerte in seiner Rede beim Treffen „Wege des Friedens“, das von der Gemeinschaft Sant´Egidio in Zusammenarbeit mit den Diözesen Münster und Osnabrück ausgerichtet wird, an das Drama, das die Menschen in Syrien und im Nahen Osten erleben. Er unterstrich auch die tragische Situation der muslimischen Rohingya und „die Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, sie aus der tragischen Situation, unter der sie leiden und von denen uns die Medien berichten, zu befreien.“ Viele sind weltweit dazu gezwungen, ihre Häuser und Länder zu verlassen und „kommen oftmals zu einem solchen Punkt der Verzweiflung und der Angst, dass sie sich auf die Wege über das Meer wagen, um in den Tiefen der Auslöschung zu ertrinken“. Der Orient ist erneut zu einer Bühne für bewaffnete Konflikte, politische Konflikte sowie regionale und internationale Interessen geworden, „während die armen und elendigen Völker, zu denen auch ich von Geburt, Herkunft und Bildung her angehöre, einen hohen Preis bezahlt haben und bezahlen, nämlich für diese Absurdität, dass sie den Krieg anstelle anderer austragen, während sie (…) im Grund nicht im Geringsten etwas damit zu tun haben“.
Der IS-Terrorismus ist wie ein “Findelkind unbekannter Eltern, geboren mit Krallen und Reißzähnen“, das Zerstörungen verursacht, Erdölfelder kontrolliert, Mädchen gefangen nimmt, tötet und Massaker verursacht: „Dieses Bild“, betont Al-Tayyeb, „spiegelt nicht die Realität der muslimischen Welt wieder“.
Eine Lösungsperspektive für die globalen und regionalen Probleme liegt für Al-Tayyeb in “einer globalen humanitären Ethik, die den Osten und den Westen umfasst und unsere heutige Welt regieren wird, den Weg der heutigen Welt anführt”. „Nur die Religionen, die Religionen allein, können eine Alternative sein angesichts der widersprüchlichen und konfliktreichen Ethik, die unsere Welt gedrängt hat zu etwas, das einem Suizid der Gesellschaft gleicht, nicht aber zu einem Programm der Weltethik“. Die Anwesenheit des Großimam in Münster „bringt den Willen zum Ausdruck, den Frieden zwischen allen göttlichen Religionen und nicht göttlichen zu verwirklichen. Aus diesem Grund sind wir in die Stadt des Friedens gekommen, in ein Land des Friedens, das eine Politik des Friedens verfolgt“.
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