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27 Oktober 2012 | TURIN, ITALIEN

EINE KIRCHE ALS FREUNDIN DER ROMA

Interview mit Daniela Sironi von der Gemeinschaft Sant'Egidio

 
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Am 24. Oktober hat Erzbischof Nosiglia von Turin seinen neuen Hirtenbrief zu den Roma und Sinti veröffentlicht. "Keine Fremden, sondern Mitbürger und Hausgenossen Gottes. Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes" (Eph 2,19). Wir fragten Daniela Sironi, die Verantwortliche der Gemeinschaft Sant'Egidio in Piemont, die mit dem Erzbischof im Einsatz für Roma und Sinti zusammenarbeitet, über dieses wichtige Dokument.

Bei einem Besuch der vielen in der Peripherie Turins entstandenen Romalager, bei den Begegnungen mit den Familien, dem Elend, den unmenschlichen Zuständen in den Lagern und schließlich durch den Brandanschlag auf Continassa, der verdeutlicht hat, dass in einigen Schichten unserer Stadt eine rassistische Kultur vorherrscht. Die christliche Gemeinde darf das nicht ignorieren. Deshalb war ein neues und gleichzeitig altes Wort wie das Evangelium notwendig. Dieses Wort ist sehr innovativ, um allen zu helfen, die Roma und Sinti in einem neuen Licht anzuschauen.

Über 4.000 Roma leben in Turin und sind eine sehr verachtete und gleichzeitig von Leben der Stadt ausgeschlossene Minderheit. Durch diesen Brief möchte der Erzbischof die Roma wieder in den Mittelpunkt der Kirche und der Stadt Turin stellen. Ausgehend von ihnen möchte er ein neues städtisches Zusammenleben aufbauen, das inklusiv ist, Menschen zueinander führt und neue Bande der Brüderlichkeit und Solidarität knüpft.

Der Brief möchte die moderne Auflage der sozialen Heiligkeit anbieten, die von den Turiner Heiligen der Vergangenheit so eindrucksvoll vorgelebt wurde. Es geht darum, mit einer neuen Nächstenliebe im Alltagsleben der Christen heute die "Probleme" zu lösen, die unlösbar erscheinen. Das ist auch ein Vorschlag an alle als neue Herausforderung der Solidarität.

An wen wendet sich dieser Hirtenbrief?

Der Brief gliedert sich in drei Abschnitte mit unterschiedlichen Adressaten: An die Roma und Sinti, die unter uns leben; an die Verantwortlichen der politischen und gesellschaftlichen Institutionen und an die christlichen Gemeinden der Diözese.

Ein Schreiben an die Roma und Sinti ist eine Geste großer Wertschätzung, Würdigung und Menschlichkeit nach einer zu langen Zeit von Demütigung und Verachtung. Ein Brief an "die Roma und Sinti, die unter uns leben" mit der väterlichen Sorge der Kirche und der Vertrautheit dessen, der das Leid ihrer Herzen kennt, ist Ausdruck der Freundschaft und Sympathie, des Respekts und Vertrauens. Er möchte zunächst eine Ermutigung an die Roma und Sinti sein, damit sie Vertrauen schöpfen, indem er sein Vertrauen und das Vertrauen der Kirche zum Ausdruck bringt, vor allem aber die Liebe Jesu und seine Nähe zu ihnen. Roma und Sinti, Christen und Muslime als Geschwister und nicht als Fremde. "Unser Zukunft ist das Zusammenleben wie in einer großen Familie. In einer Familie lebt man zusammen, während niemand dem anderen gleicht... Ich möchte Ihnen die Zuneigung der Umarmung der Kirche zum Ausdruck bringen, für die ich stehe, und auch von vielen Turinern, die Sie lieben. Ich möchte Ihnen die Zuneigung der Umarmung Jesu, des Retters der Welt, des Königs der Könige, des Freundes der Armen, des Bruders der Roma und Sinti zum Ausdruck bringen...".

An die Vertreter der Institutionen, die die Aufgabe haben, für das Gemeinwohl zu sorgen auch in Bezug auf die Roma und Sinti. Sie müssen das Gemeinwohl der Bürger garantieren. Während im Brief Verständnis für die schwierigen Zeiten und die geringen Finanzmittel geäußert wird, ruft er doch auch zu einem erneuerten Bürgerengagement auf, um angefangen bei den Letzten die Zukunft aller zu garantieren. "Sagt nicht, dass die Zeiten schwierig für alle sind und es keine Finanzmittel gibt, denn während heute zwar viele durch die Krise ärmer geworden sind, leben die Roma und Sinti gewissermaßen schon immer in Krisenzeiten … Sind wir in der Lage, Recht und Würde der größten europäischen Minderheit unter uns zu garantieren? Können wir ihnen Gleichheit vor dem Recht und die Pflichten gegenüber einem kleinen Volk mit sehr vielen Kindern garantieren?

Schließlich ein Brief an die christlichen Gemeinden in den verschiedenen Ausprägungen von Pfarreien und Vereinigungen, Bewegungen und Orden. Er ist ein eindringlicher Appell an die christliche Geschwisterlichkeit, bei der die Armen im Mittelpunkt stehen, weil Jesus Christus im Mittelpunkt steht. Der Vorschlag einer besonderen Patenschaft in Freundschaft und Geschwisterlichkeit gegenüber Roma- und Sintifamilien wird gemacht. "Vielleicht vereint niemand wie die Roma und Sinti alle Armutssituationen in sich, über die das Matthäusevangelium im 25. Kapitel spricht. Heute heißt die Zukunft der Kirche unter den Roma und Sinti Geschwisterlichkeit, damit wir gemeinsam die Geschwisterlichkeit des Evangeliums leben. Vielleicht können wir entdecken, dass wir mehr Möglichkeiten und Mittel besitzen, als wir meinen. Vielleicht könnte jemand eine kleine Unterkunft zur Verfügung stellen, eine Teilzeitarbeit oder schulische Unterstützung für die Kinder und Jugendlichen anbieten. Wir könnten gemeinsam feiern und Leidvolles gemeinsam tragen, wie das bei befreundeten Familien geschieht. Unsere älteren Menschen und die Roma und Sinti könnten sich gegenseitig Begleitung schenken... vielleicht träume ich nur, aber vielleicht auch nicht. Denn es ist auch der Traum Jesu, dass seine Kinder alle in einer Familie, in Seiner Familie vereint sind".

AN DIE ROMA UND SINTI, DIE UNTER UNS LEBEN: HIRTENBRIEF (PDF IT)

Es gibt auch ein Dokument, das gemeinsam mit dem Hirtenbrief vorgestellt wurde und das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit einiger kirchlicher Gruppen ist. Auch die Gemeinschaft Sant'Egidio hat mitgearbeitet. Worum geht es?

Der Titel lautet "Wir wollen zusammenleben". Es ist eine wichtige Neuigkeit, denn es beinhaltet die Vorstellung, dass der Hirtenbrief in konkrete Taten umgesetzt wird, was auf der Ebene der Institutionen und Politik eine neue Praxis darstellt. Die Gemeinschaft Sant'Egidio setzt sich intensiv für die Roma ein, nicht erst seit gestern. Es war wichtig, dieses Dokument mit anderen kirchlichen Gruppen und Vereinigungen von Freiwilligen aus Turin zu schreiben, um einen Weg der Integration der Roma und Sinti zu beginnen und die Ausgrenzung zu überwinden. Wir möchten ein zehnjähriges Programm der Inklusion beginnen und die Anstrengungen aller Beteiligten im öffentlichen, kirchlichen, ehrenamtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich vereinen, um den Traum der Integration der Roma und Sinti zu verwirklichen und ein neues "Turiner Modell" anzubieten, das die Herausforderungen der Inklusion des 21. Jahrhunderts aufgreift.

DOKUMENT: WIR WOLLEN ZUSAMMENLEBEN (PDF IT)

Es ist eine begeisternde Herausforderung, die vielleicht an ein nicht zufälliges Zusammentreffen mit dem 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnert.

Sicher. Es muss endlich die "Kirche aller, vornehmlich die Kirche der Armen" verwirklicht werden nach dem Traum von Papst Johannes, der - wie ich sagen möchte - auch das tägliche Engagement vieler Männer und Frauen der Gemeinschaft Sant'Egidio - und nicht nur von ihnen - prägt. Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass die Aufnahme der Roma das Zeichen für einen wirklichen "Frühling" der Nächstenliebe für die Kirche und auch für unsere ganze Stadt sein wird.


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