In den Städten des Westfälischen Friedens über die "Wege des Friedens" sprechen: Das Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio in Münster und Osnabrück ist eröffnet.
In Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in Münster das 31. Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio eröffnet worden. Bis Dienstag kommen unter dem Motto "Wege des Friedens" führende Vertreter von Kirchen und Religionen in Münster und Osnabrück zusammen. Die Veranstalter erwarten rund 5.000 Teilnehmer.
Papst Franziskus forderte in einer Grußbotschaft die Religionen zu Friedensarbeit auf. "Konflikte, verbreitete Gewalt, Terrorismus und Kriege bedrohen heute Millionen von Menschen, sie treten die Heiligkeit des menschlichen Lebens mit Füßen, sie machen alle Menschen zerbrechlich und verletzbar", so Franziskus. Die Religionsoberhäupter müssten Menschen des Friedens sein und daran erinnern, "dass Gott den Krieg verabscheut, dass der Krieg niemals heilig ist und dass Gewalt niemals im Namen Gottes ausgeübt oder gerechtfertigt werden darf".
Auch Merkel rief die Religionen der Welt zu gemeinsamen Anstrengungen für den Frieden auf. Sie seien aus ihrem Wesen heraus aufgefordert, sich gegen Gewalt und Krieg zu wenden, auch wenn aus religiösen Gründen dazu aufgerufen werde. Die CDU-Vorsitzende sagte weiter, sie bewundere die friedensstiftende Kraft von Sant'Egidio. Die Gemeinschaft sei auf Versöhnung und Verständigung ausgerichtet und arbeite in der Gewissheit, dass Veränderung zum Guten langfristig möglich sei,
"Globalisierung ohne Seele" als Grund für aktuelle Krisen
Münsters Bischof Felix Genn begrüßte die Gäste auch im Namen seines Osnabrücker Amtskollegen Franz-Josef Bode und erinnerte an den in beiden Städten 1648 geschlossenen Westfälischen Frieden. Schon damals nach den Dreißigjährigen Krieg habe Europa hier "Wege des Friedens" gesucht. Auch die Kanzlerin habe 2015 solche Wege gesucht und gefunden: Sie sei nicht von ihrer Überzeugung abgewichen, "für Menschen, die vor Terror, Krieg, Gewalt, Hunger und vielfältigen Notsituationen fliehen, vorübergehend oder bleibend eine Aufnahme zu bieten", sagte der Bischof.
Für den Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, ist eine "Globalisierung ohne Seele" der Grund für die derzeitigen Krisen in der Welt. "Angesichts immer globalerer Räume und der Furcht vor Invasionen kommen alte Schrecken von neuem zum Vorschein." Die Völker fragten nach Sicherheit und fänden sie in einer lautstarken Rhetorik des Konflikts und in kriegerischen Führern.
Der Präsident des Europaparlaments, Antonio Tajani, hob hervor, dass das geeinte Europa seit 70 Jahren den Frieden hierzulande garantiere. Europa sei ein Kontinent, der aufbaue und nicht zerstöre und auf dem nirgendwo die Todesstrafe angewendet werde. Diese Werte gelt es zu pflegen, so Tajani.
Auf dem Programm des Treffens stehen rund zwei Dutzend Veranstaltungen zu Flucht, Armut, Gerechtigkeit und Umweltschutz. Am Dienstag ist ein Gebet für den Frieden geplant. Bei einer Schlusskundgebung soll ein Appell an die Welt gerichtet werden.