Comunità di S.Egidio

Ein Brieffreund
Einem zum Tode Verurteilten schreiben

Ein Brieffreund

Viele gute Gr�nde...

Brief von
Stefania Tallei

 
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Freunde im Gef�ngnis

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NEIN zur 
Todesstrafe

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Die Gefangenen
befreien

Wie kann man helfen

 

 

Einen Brief zu erhalten bereitet jedem eine Freude.

"...Ich bin ein �lterer Schwarzer, 46 Jahre alt, und im Todestrakt von Kalifornien inhaftiert. Ich suche jemanden, mit dem ich einen Briefwechsel f�hren kann, ich haben keinen Kontakt mit meiner Familie...
(Andre, Kalifornien)

"...Die geographische Entfernung ist f�r mich kein Problem, ich glaube n�mlich, dass H�flichkeit und Freundschaft weiter gehen als Zeit und Raum..." 
(Efren, Arizona)

"Ich bin gl�cklich, dass Du mir geschrieben hast, denn ich dachte schon, dass mein Leben niemanden interessieren w�rde... 
(Darwin, Oklahoma)

Einen Brief zu erhalten bereitet jedem eine Freude, um so mehr, wenn dies erm�glicht eine dauerhafte und ehrliche Freundschaft zu schlie�en, was sonst unm�glich ist; und noch viel mehr, wenn dies eine praktisch vollkommene Isolation durchbricht.

Der Brief hat immer einen sehr gro�en Wert: f�r den, der im Gef�ngnis ist, bedeutet der Brief eine Verbindung mit der Welt drau�en. In der Tat, trotz der h�ufigen Postzensur, sind die Briefe der einzige Freiraum im Leben der M�nner und Frauen im Todestrakt. Post zu bekommen ist, als wenn man die Gitterst�be etwas durchl�ssiger machen k�nnte. Jemanden zu haben, dem man schreiben kann, unterbricht den Rhythmus, der immer gleich ist, macht Platz f�r Zuneigung und hilft, das Vertrauen nicht zu verlieren.

Einen Freund zu finden, der dir schreibt, ist wie einen Schatz zu finden.

Diese �Freundschaft auf dem Papier" ist einfach, aber konkret: Fotos, Neuigkeiten, und vor allem Worte, die Interesse, Respekt und Zuneigung bedeuten. Die Briefe an einen Gefangenen, und vor allem an einen zum Tode Verurteilten, geh�ren zu den wenigen M�glichkeiten eines Gefangenen, eine menschliche Beziehung zu pflegen; sie sind die Erfahrung, nicht vergessen zu sein, und oft eine Hilfe, um zum Frieden mit sich selbst und mit der Welt zu finden: 

"Lieber Mauro, mein erster Tag im Todestrakt war so, als ob ich mein ganzes Leben nochmals durchmachen w�rde. Ich sa� in einem Raum und es war, wie wenn dort zwei Personen w�ren, der Gute und der Schlechte.. Seitdem Du angefangen hast mir zu schreiben, f�hle ich mich im Frieden mit meinem Verstand..."
(Frank, Arizona)

Einen Brief zu erhalten bedeutet, Gr�nde f�r das Leisten von Widerstand zu finden, wenn das Gewicht der Einsamkeit und der Hoffnungslosigkeit einen untergehen zu lassen droht. Unter diesen Bedingungen einer schrecklichen Unruhe einen Menschen zu finden, der dir schreibt, der sich erinnert, ist wie einen Schatz zu finden: 

"...heute f�hle ich mich voller Enthusiasmus, denn jeder Deiner Briefe macht meine Tage s��, befreit mich vom Tr�bsinn. Ich kann nur hoffen, dass Du mich das oft sp�ren l�sst.."
(Desmond, Texas
hingerichtet am 16.November 1999)

Die Briefe der Gefangenen sind voll von Ausdr�cken der Dankbarkeit und H�flichkeit. Beim Lesen versteht man, wie sehr sie ersehnt wurden, und was es f�r jemanden im Gef�ngnis bedeutet, Post zu erhalten. Diese Beziehung mit unterschiedlicher emotionaler Aufgeladenheit der beiden Partner mu� mit gro�er Sorgfalt und Feinf�hligkeit gepflegt werden: In einer abgeschlossenen Welt und in der Isolation kann ein Wort auf unvorstellbare Weise wiegen, ein Versprechen, das nicht gehalten wird, kann Verzweiflung ausl�sen, eine versp�tete Antwort kann einen erneut in den Abgrund st�rzen lassen:

"...da ich Euren Brief nicht erhalten hatte, dachte ich, dass Ihr kein Vertrauen mehr zu mir habt..." 
(Eddie, Texas)

 

Die Briefe sind manchmal die einzige Verbindung mit der Welt drau�en.

Wenn man das Gef�hl hat, man sei f�r andere nur Abfall, und dann einen Brief erh�lt, kann man es kaum glauben, dass man wirklich dazu bestimmt ist, eine Freundschaft zu schlie�en. 

"...Ich danke Ihnen sehr f�r Ihren Brief und f�r Ihr gutes Herz. Es gibt n�mlich die Gewohnheit, uns nur als Verbrecher anzusehen, und niemand kennt unsere Seelen oder will auch einen Blick auf sie werfen. Denn in der Seele sind wir nicht so b�se...die Seele sehnt sich sehr nach dem Guten und Wahren..."
(Sasha, Sibirien)

Ein Briefkontakt stellt ein unersetzbares Mittel dar, um diese M�nner und Frauen nicht zu vergessen. 
F�r die, die sich dem Augenblick der Hinrichtung n�hern, ist die Freundschaft ein Trost und eine Kraft f�r die letzten Jahre ihres Lebens. 

"Mein liebster Freund, wenn Du diesen Brief bekommst, werde ich nicht mehr unter den Lebenden sein, aber das ist o.k., denn ich werde an einen besseren Ort gehen, an dem es keine Schmerzen und kein Leid mehr gibt; deshalb sei bitte nicht traurig. Ich habe sehr gro�es Gl�ck gehabt, dass ich durch so viel Freundschaft gesegnet wurde, auf meinem Weg hin zum Himmel �". 
(Joe Mario Trevino, Texas, hingerichtet am 18.08.1999)

 

Die Lebensbedingungen: Armut und Einsamkeit.

Die Lebensbedingungen im Todestrakt sind sehr schwierig. Viele Gefangene sind Emigranten oder haben Alkohol- oder Drogenabh�ngigkeit hinter sich; es gibt auch Gefangene, die vor der Inhaftierung auf der Stra�e lebten. Viele H�ftlinge sind halbe Analphabeten und lernen das Lesen und Schreiben im Gef�ngnis mit der Hilfe eines Kameraden. 
Die Tatsache, arm zu sein, und Lebensgeschichten voll von Elend machen es einem gro�en Teil der Verurteilten unm�glich, sich die Bezahlung einer wirksamen Verteidigung leisten zu k�nnen 

"...die einfachsten Dinge wie Zigaretten, oder sehr n�tige Sachen wie Papier und saubere Briefumschl�ge zum Schreiben, ohne diese wird es schwer zu �berleben...". 
(Steve Roach, Virginia, hingerichtet am 13.01.2000)

Es gibt viele, die von niemandem Hilfe erhalten, weil sie keine famili�ren Bindungen besitzen, oder mit der Zeit die Bindungen aus der Vergangenheit verloren haben 

"...ich bin hier seit langer Zeit und habe nie Besuch bekommen. Stell Dir vor, was es bedeutet, diese ganze Zeit eingeschlossen zu sein ohne deine Familie zu sehen! Das ist eine halbe Ewigkeit...".
(Robert, Trinidad und Tobago)

Zur Isolation und Einsamkeit kommen noch die erlittenen Dem�tigungen hinzu: 

"... Hier wecken sie uns um 4 Uhr in der Nacht zum Fr�hst�ck, und um halb 11 Uhr gibt es Mittagessen. Wir k�nnen jeden Montag und Mittwoch nach drau�en in den Hof gehen, das bedeutet vier Stunden �bungen pro Woche... Im �brigen ist es ein Gef�ngnis, und die Wachen tun alles um mich daran zu erinnern, dass ich ein Gefangener und zum Tode verurteilt bin." 
(Christian, Kalifornien)

Fast alle verbringen 23 Stunden am Tag in einer Zelle. 

"Die Tage vergehen alle gleich und nichts unterscheidet hier den einen vom andern; sie unterscheiden sich nur durch den Namen des Wochentags und des Monats, und sie flie�en dahin, als w�re es ein einziger, banaler und endloser Tag..."
(Vladimir, Sibirien)