Gebet zum Gedenken an die verstorbenen Obdachlosen in Kiew
Am 22. Januar 2011 hat die Gemeinschaft Sant'Egidio in Kiew ein orthodoxes Gebet für auf der Straße verstorbene Obdachlose organisiert. Seit fünf Jahren wird dieses Gebet wiederholt, bei dem die Namen aller Obdachlosen aus Kiew verlesen werden, die einen tragischen Tod auf der Straße gestorben sind. Das Gedenken begann mit den Namen von Mila, einer zweiundvierzigjährigen Roma, die im Januar 2006 in einer eiskalten Nacht im Stadtzentrum erfroren ist. Am Gebet nahmen ungefähr einhundert Obdachlose teil und erinnerten an die Namen ihrer Freunde oder Angehörigen. Nach dem Gebet fand ein Essen statt.
Viele wiesen traurig darauf hin, dass die im Gebet verlesene Namensliste jedes Jahr länger wird. Krankheiten und Gewalt führen jedes Jahr zum Tod zahlreicher Menschen auf der Straße. Vielen wird auch das Recht auf Würde in ihrem Leben geraubt, und zu vielen wird die Würde auch im Augenblick des Todes vorenthalten. Die Gemeinschaft setzt ihre Arbeit zum Schutz der Würde jedes Menschen unabhängig vom sozialen Status fort und bewahrt in Treue das Gedenken an ihre obdachlosen Freunde. Wir kannten ihre Namen genau, als sie lebten. Ihre Namen bleiben auch nach dem Tod lebendig.
Wie alle von der Gemeinschaft im Gedenken an die verstorbenen obdachlosen Freunde organisierten Gebete fand auch dieses Gebet in einem besonders herzlichen Klima voller gegenseitigem Vertrauen und Ehrlichkeit statt. Das gemeinsame Gebet für die verstorbenen Obdachlosen ist ein Zeichen, dass Barmherzigkeit und Mitleid keine Grenzen kennen und dass uns diese Gefühle im Gebet zu einer wahren Familie in der Einheit von gleichen Brüdern und Schwestern machen.