"Der Holocaustgedenktag ist nicht nur auf die Vergangenheit ausgerichtet, er stellt uns auch Fragen zu Gegenwart und Zukunft unserer europäischen Gesellschaften. Denn Erinnerung ist niemals sinnlos." Zum siebzigsten Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz - den Sant'Egidio mit zahlreichen Initiativen in Italien und Europa begeht - veröffentlicht der Präsident der Gemeinschaft, Marco Impagliazzo, einen Appell, damit der 27. Januar zum Anlass genommen wird, um über alle Formen von Rassismus nachzudenken und entschiedener gegen sie vorzugehen: "Anlässlich einer schwerwiegenden Zunahme von Antisemitismus, die wir in den vergangenen Jahren bis zu den Attentaten von Paris erlebt haben - und der Verbreitung von Gefühlen der Intoleranz gegenüber Roma und Sinti, die ebenso in großer Zahl Opfer des Vernichtungswerkes der Nationalsozialisten wurden - läuft Europa Gefahr, den Weg des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religion, Kultur und Tradition zu verlassen."
Im Bewusstsein, dass "der Dialog keine bloße intellektuelle Stellungnahme ist, sondern die einzige Alternative zum Kampf", ruft Impagliazzo die Institutionen und die Zivilgesellschaft auf, das Gedenken dieses Tages und der unvorstellbaren Tragödie der Menschheit, wie sie die Shoah darstellt, aufzugreifen, auch weil die letzten Augenzeugen nicht mehr lange leben werden: "In Europa müssen weitsichtige Politik und gute Information miteinander in Verbindung gebracht werden, vor allem dürfen die Peripherien nicht sich selbst überlassen werden, in denen Missstände und Armut die Spannungen häufig verstärken. Ausgehend von diesen Orten, wo Europäer und Immigranten, die mittlerweile neueuropäische Bürger sind, zusammenleben, kann unser Kontinent eine neue Kultur des Zusammenlebens und des Friedens aufbauen im Respekt vor der Verschiedenheit der Identitäten, die auch zu seinen ureigensten Wurzeln gehört."
Siehe: Initiativen der Gemeinschaft Sant'Egidio |