Gestern fand der Gedenkzug an die Deportation der Juden Roms am 16. Oktober 1943 statt. In diesem Jahr wird der 65. Jahrestag des tragischen Geschehens begangen. Seit nunmehr 15 Jahren organisiert die Gemeinschaft Sant’Egidio dieses Gedenken mit der Jüdischen Gemeinde Roms.
Diesmal war die Zahl der Teilnehmer besonders groß. Darunter waren auch viele Vertreter der Roma aus der Hauptstadt, viele Immigranten und eine große Zahl Jugendlicher.
Neben verschiedenen Überlebenden der nationalsozialistischen Vernichtungslager haben auch der Bürgermeister der Hauptstadt und der Präsident der Region Latium teilgenommen.
Wie schon in den vergangenen Jahren führte der Zug rückwärts den Weg, den damals über Tausend Juden vom Ghetto zum Militärkolleg in der Via della Lungara durch Trastevere gehen mussten. Die Kundgebung begann auf der Piazza Santa Maria in Trastevere mit den Worten von Msgr. Matteo Zuppi, dem Pfarrer der Basilika und kirchlichen Assistenten der Gemeinschaft Sant’Egidio. Er brachte die Bedeutung des Zuges zum Ausdruck: „Erinnerung heißt, noch einmal erleben; den Schmerz dieses Tages noch einmal erleben, um nicht zu vergessen sondern zu verstehen. Verstehen, damit so etwas niemals mehr geschieht“.
Von der Piazza ging der Zug durch die Via della Lungaretta direkt zum Portico d’Ottavia und sammelte sich zu einem Gedenken am Ort der Razzia, der heute den Namen Largo 16 ottobre 1943 (Platz 16. Oktober 1943) trägt.
Dort hat der Bürgermeister von Rom, Gianni Alemanno, das Wort ergriffen und der Gemeinschaft und der Jüdischen Gemeinde von Rom gedankt. Er hat unter anderem daran erinnert, dass jede Art von Rassismus bekämpft und jede Minderheit geschützt werden muss, um eine menschlichere Stadt für alle aufzubauen.
Der Präsident der Region Latium, Piero Marrazzo, hat die Bedeutung des Gedenkzuges hervorgehoben: „Zusammensein“ und das vor allen Dingen in einem Augenblick, in dem „derjenige, der anders ist, zum Feind werden könnte“.
In den Worten des Oberrabbiners von Rom, Riccardo di Segni, lag das Echo des Gedenkens an den 16. Oktober 1943. Nachdem er daran erinnert hatte, dass damals wie heute die jüdische Gemeinde das Laubhüttenfest feierte, betonte er, dass der Zug nicht nur ein Augenblick der Erinnerung ist sondern der dauerhaften Erziehung.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde von Rom, Riccardo Pacifici, hat an die Verantwortung erinnert, das Zeugnis der Erinnerung an die zukünftigen Generationen weiterzugeben. Die Besonderheit dieses Gedenkens, das von seiner Gemeinde mit der Gemeinschaft Sant’Egidio organisiert wird, liegt seiner Meinung nach darin: „Alle aus unterschiedlichen Kulturen dazu bringen, die Fackel gemeinsam zu tragen“. Dann dankte er den anwesenden Immigranten und betonte, dass „wir hier sind, um den Wert der Gastfreundschaft zu fördern“.
Renzo Gattegna, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Italiens, hat gesagt, dass der Kampf für die Brüderlichkeit nicht für alle Zeiten gewonnen ist, vielmehr „muss man ständig unseren Bund festigen und das Gedenken mit Leben erfüllen, um es an die Jugendlichen weiterzugeben“.
Andrea Riccardi hat die Frage von Settimia Spizzichino aufgegriffen: „Was wird geschehen, wenn wir nicht mehr sein werden?“ Er fügte hinzu: „Eure Anwesenheit am heutigen Tag hier ist eine Antwort. Der 16. Oktober wird ein grundlegendes Ereignis für Rom bleiben“. Dann sprach er über das Vertrauen und die Kraft, die aus dem gemeinsamen Gehen entspringt. Er sagte weiter: „Wir sind eine Einheit von unterschiedlichen Menschen, die eine tiefe Menschlichkeit verbindet, durch die eine heitere Vision für die Zukunft entsteht. Wir haben keine Angst, weil wir spüren, dass wir auf dem Weg der gegenseitigen Achtung vereint sind“.
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