Die Gemeinschaft Sant'Egidio und die Bewegung "Jugend für den Frieden" haben am 15. September den Gedenkmarsch für Babij Jar organisiert, an dem viele Einwohner Kiews teilnahmen: Familien, Schüler, alte Menschen, arme Freunde der Gemeinschaft. Bewegend war die Teilnahme einer Zeugin der tragischen Ereignisse vom September 1941. Gemeinsam zog man in das Stadtviertel Podol, das alte Stadtviertel, in dem früher die Juden lebten und von dem ihre letzte Reise den Ausgang nahm. In Babij Jar, am Stadtrand von Kiew, töteten die Nationalsozialisten in ca. drei Jahren der Besatzung über einhunderttausend Menschen, insbesondere Juden. Allein vom 29. bis 30. September 1941 wurden in Babij Jar über dreißigtausend friedfertige Bewohner getötet: Juden und Roma, Frauen, Kinder und alte Menschen.
Der Marsch endete mit einer Gedenkveranstaltung. Anna Bebych, eine "Gerechte" von Babij Jar, berichtete: "Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie sie schossen... Sie zogen die Leute aus, rissen ihnen die Kleinkinder aus den Händen und warfen sie in die Grube... Ich ging in die neunte Klasse, wir begleiteten unsere jüdischen Freunde, die irgendwohin abtransportiert wurden...". Ihre Familie rettete das Leben von acht Juden. "Nur noch sehr wenige Zeugen von Babij Jar sind am Leben, bald kommt eine Zeit, in der ihr euch beim Gedenken ohne sie versammeln werdet", sagte Boris Zabarko, Leiter einer Vereinigung von ehemaligen deportierten Juden der Konzentrationslager und Ghettos. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Kiew verlas ein Grußwort im Namen des Oberrabbiners der Stadt und dankte der Gemeinschaft für ihren Einsatz, das Gedenken an diese Tragödie wach zu halten. Er bekundete auch seine Freude, dass viele Jugendliche und Kinder am Marsch teilnahmen. Viele dankten der Gemeinschaft für die Möglichkeit, die Opfer bei dem Gedenken zu ehren, und für ihre Bemühungen im Einsatz für eine Kultur des Friedens, des gegenseitigen Respekts und der Solidarität.
Symbolisch war die Ankündigung des 4. Internationalen Kongresses "Europäische Jugendliche für eine gewaltfreie Welt" bei diesem Gedenken, der im September 2014 in Krakau-Auschwitz stattfindet.
Das Gedenken endete mit einem Beitrag der Gemeinschaft, in dem gesagt wurde, dass "das Gedenken kein Anlass zur Spaltung ist, sondern dass die Erinnerung an diese tragischen Ereignisse vielmehr zum Einsatz für die Beseitigung von Trennungen zu Romas und Ausländern, zwischen Reichen und Armen, sowie Jungen und Alten beiträgt".
Der Marsch fand zum zweiten Mal statt und wird damit zu einer wertvollen Tradition für die Stadt. Die Initiative eines Marsches entstand bei der städtischen Tagung "70 Jahre Babij Jar - Keine Zukunft ohne Erinnerung" im Jahr 2011.
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