change language
你在: 主页 - 媒体回顾 newsletterlink

Support the Community

  
2009 五月 20

Friedliche Klosterstürmer

 
可打印的版本

Es war im bewegten Jahr 1968: Der Römer Gymnasiast Andrea Riccardi hatte mit einigen Gleichgesinnten soeben eine christliche Gemeinschaft gegründet, in der die Jugendlichen gemeinsam beten und sich für die Armen einsetzen wollten. Sie waren auf der Suche nach einem Lokal - und fanden dieses in dem seit Jahren leerstehenden ehemaligen Karmeliterkloster Sant'Egidio im Ausgehviertel Trastevere. Sie zogen kurzerhand ein. "Die 68er besetzten die Unis, wir besetzten ein Kloster", erinnert sich Riccardi. Das Kloster hat der Bewegung, die am Donnerstag in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet wird, den Namen geben.

Tagsüber kümmerten sich der damals erst 18-jährige Riccardi und seine Freunde um die Einwandererfamilien aus Süditalien, die am Tiber und an der Peripherie der Ewigen Stadt unter unsäglichen Bedingungen in Baracken lebten; abends beteten die Gymnasiasten in der Kapelle des Klosters. Die Armut der Einwanderer sei ein "Trauma" gewesen, erinnert sich Riccardi. "Aber die Armen sind unsere Freunde geworden, der Kampf gegen die Armut unsere Mission."

Schnell gesellten sich andere dazu, erst in Italien, später auf der ganzen Welt. Bald wurde auch der Papst auf die nur wenige hundert Meter tiberabwärts vom Vatikan wirkenden Idealisten aufmerksam; 1976 wurde die Gruppe offiziell als katholische Laienvereinigung anerkannt. Laut eigenen Angaben zählt Sant'Egidio heute gut 50 000 Mitglieder und ist in mehr als 70 Ländern engagiert. Der 59-jährige Riccardi ist seit 1981 Professor für Geschichte an der staatlichen Universität in Rom.

Neben dem Einsatz für die Armen engagiert sich die Gemeinschaft für den Frieden. So betätigte sich Riccardi - zunächst von allen Seiten belächelt - ab dem Sommer 1990 in seinem Kloster als Vermittler zwischen der Regierung von Mosambik und der Widerstandsbewegung Renamo. Zwei Jahre später wurde in Rom der Friedensvertrag zur Beendigung des Bürgerkriegs unterzeichnet. Seither wird Sant'Egidio auch als "UNO von Trastevere" bezeichnet. Es folgten Friedensinitiativen in Guatemala, Burundi, Algerien, im Kosovo und im Kongo, mit unterschiedlichem Erfolg. Seit den gescheiterten Vermittlungsbemühungen im algerischen Bürgerkrieg Anfang der 1990er Jahre wacht Tag und Nacht ein Streifenwagen der Polizei vor dem unscheinbaren Klostereingang an der Piazza Sant'Egidio.

Die Gemeinschaft setzt sich weltweit für die Ökumene ein und kämpft gegen die Todesstrafe. In zehn afrikanischen Ländern bietet sie mit dem Aids-Hilfsprogramm "Dream" eine medizinische Behandlung auf hohem Niveau an. Für ihr Engagement wurde Sant'Egidio 1999 von der Unesco ausgezeichnet und 2002 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.