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22 Juni 2011

Worte und Bilder vom Fackelzug "Das Kreuz Jesu und die Kreuze der Armen auf den Straßen der Stadt Neapel" im Rahmen der Tagung "Geschenk und Hoffnung"


 
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Worte und Bilder vom Fackelzug "Das Kreuz Jesu und die Kreuze der Armen auf den Straßen der Stadt Neapel" im Rahmen der Tagung "Geschenk und Hoffnung"
21. Juni 2011

Am Samstag, den 18. Juni, fand am Abend nach dem ersten Arbeitstag bei der Tagung "Geschenk und Hoffnung. Freunde der Armen" ein Fackelzug mit einer großen Beteiligung durch die Straßen Neapels statt, der auf der Piazza S. Anna dei Lombardi begann. Der Weg führte durch die Straßen der Stadt, am Anfang wurde ein großes Holzkreuz getragen. Auf dem Weg wurden verschiedene Zeugnisse in Bezug auf die Seligpreisungen des Evangeliums vorgetragen.

An der ersten Station sprach Marguerite Barankitse, die Gründerin des Maison Shalom in Burundi, in dem Kinder aller Ethnien aufgenommen werden, die Opfer des Genozids geworden sind; sie sagte: "Mein Land hat im Krieg schreckliche Gewalt erlebt, die Tod und Grauen hervorrief. Viele Kinder wurden zu Waisen. Wer würde diese Kinder aufnehmen? Ich habe die Gnade erhalten, 25 von ihnen zu retten und konnte mit ihnen fliehen. Das war der Anfang, seit jenem Tag hat mir der Herr die Gnade geschenkt, viele von ihnen aufzunehmen."

Ihren Worten schloss sich Dante Carraro an, der Präsident des CUAMM: "Wie viele Kreuze, wie viel leid, wie viel Ungerechtigkeit! Wie viele Brüder und Schwestern, Mütter und vor allem Kinder wurden wie Jesus ihrer Kleider und ihrer elementaren Rechte beraubt, wie dem Recht auf Pflege und Betreuung. Gesundheit darf nicht nur ein Privileg einiger weniger sein. Es ist grundlegendes Menschenrecht, für das man kämpfen und sich engagieren muss."
Schließlich gab der Arzt Dr. Mario Melazzini, der Präsident des AISLA aus Mailand, ein beeindruckendes Zeugnis und berichtete über den spirituellen Widerstand gegen körperliche Krankheit:
"Im Alltag können wir alle früher oder später dem Leid begegnen, nicht nur physischem Leid, Krankheiten oder Gebrechlichkeit. Daraus müssen wir einen Schatz machen, wir müssen es zu einem zusätzlichen Wert auf unserem Lebensweg machen. Mein Lebensweg hat es mir ermöglicht, aus meinem Leid und meinen Schmerzen eine eine konkrete und reale Erfahrung zu machen … Durch die Krankheit erfahre ich täglich als Mensch, als Arzt und als Kranker mit Freude und Demut die grenzenlose Schönheit des Lebens."

Der lange Zug bewegte sich dann schweigend weiter zur zweiten Station auf der Piazza del Gesù.

Auf dem Weg blieben viele schweigend stehen oder schlossen sich dem Zug hinter dem Kreuz an. Die zweite Station des Fackelzugs war auf der Piazza del Gesù.

Don Stefano Nastasi, der Pfarrer von Lampedusa, sagte: "Sie nennen euch Illegale oder Flüchtlinge, wir sagen lieber Geschwister zu euch." Damit brachte er die Gefühle der Christen gegenüber denen zum Ausdruck, die nach schwierigen und gefährlichen Reisen an den Küsten Europas ankommen, weil sie ein besseres Leben und Rettung suchen.

Jelena Halilovic, 32 Jahre, und ihre Kinder wurden in Rom geboren; sie gab ein Zeugnis über das leidvolle Leben in den "Nomadenlagern" und die Sehnsucht, als italienische Bürger anerkannt zu werden.

"Ich habe vier Kinder. Sie besuchen eifrig die Schule. Welchen Traum habe ich für sie? Ich träume von einer anderen Zukunft. Ich träume davon, dass sie italienische Bürger werden, denn ich bin noch Bosnierin, obwohl ich schon immer in Italien gelebt habe und noch nie in Bosnien war und auch die Sprache nicht spreche. Ich träume von einer anderen Zukunft für sie, von einem ruhigen Leben. Ich möchte sehen, dass sie in einem Haus aufwachsen, auch wenn es nur einfach ist, doch es sollte Wasser, ein Bad und Elektrizität geben. Diesen Traum vertraue ich Gott an", das waren ihre Worte.

Der Traum von einem besseren Leben ist für Maria Rosaria Caccavale, einer jungen Neapolitanerin, schon Wirklichkeit geworden. Sie lebt in der "Casa di Tonia" der Erzdiözese für Mädchen mit sozialen Problemen. Dort hat sie "die Atmosphäre einer Familie gefunden und das Gefühl, das ich lange nicht kannte und dass ich wie die anderen Mädchen niemals vergessen werde."

 

 Das Volk der Freunde der Armen zog dann hinter dem großen Holzkreuz weiter zur alten Kirche Santa Chiara, die fast zu klein war für die vielen Menschen. Dort sprach Joaquin Jose Martinez, ein amerikanischer Staatsbürger mit spanischer Herkunft, der zum Tod verurteilt wurde und dessen Unschuld erst nach drei Jahren im Todestrakt anerkannt wurde. Durch Vergebung konnte er die Wut gegenüber denen überwinden, die ihn ungerecht verurteilt hatten: "Jesus hat gesagt: 'Vater vergib ihnen, denen sie wissen nicht, was sie tun'.

Heute sind wir aufgerufen, in Demut und Einfachheit dieselben Worte zu wiederholen und Jesus nachzuahmen. Jesus hatte die Kraft, den Herrn um Vergebung für diejenigen zu bitten, die ihn töteten. Wir wissen, dass das Leben nicht mir und niemanden von uns gehört, es gehört weder dem Staat noch den Regierenden oder irgendjemand anderem. Das menschliche Leben gehört Gott, denn es wurde von Gott erschaffen."

Tesfai Abtemariam aus Eritrea berichtete vom Drama der "Reisen der Hoffnung": "Dreimal versuchte ich, nach Italien loszufahren. Einmal hat die italienische Polizei unser Boot zurückgeschickt, das zweite Mal war schrecklich, denn nach sechs Stunden ist die Luft auf der einen Seite des Schlauchbootes ausgeströmt, wir waren 34 Personen mit drei Kindern und waren vier Stunden im Wasser. Es war ein Wunder, dass wir gerettet wurden! Vielleicht durch ein Kind, das uns zum Beten brachte, weil es sagte: 'Betet zu Maria und bittet um Rettung, weint nicht, sondern betet'. Sie hatte ein Bild der Madonna in der Tasche, legte es uns auf die Stirn und forderte uns auf zu beten. Nach einigen Stunden kam ein anderes Schlauchboot mit ägyptischen Fischern, das uns zum libyschen Ufer brachte"

Gebet und Liebe zu den Armen standen auch im Mittelpunkt des letzten Zeugnisses von Don Aldo Sarotto, dem Generaloberen des Werkes Cottolengo: "Die Liebe Gottes, die Gemeinschaft ist, hilft, die Gemeinschaft unter den Menschen aufzubauen. Wo es keine Familie mehr gibt, erneuert die wahre Liebe die Familie, sie gibt dem Individuum das Gespür, eine Person zu sein und schenkt ihm wieder ein Ziel und einen Sinn für das Leben. Lernen auch wir, Jünger dieses Meisters zu werden, der zu seinen Jüngern gesagt hat: 'Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe'."

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