Es gibt eine schreckliche Reaktion, die fast eine unmenschliche "Modeerscheinung" ist und das Leben vernichtet, statt es zu schenken. Das ist der Fall bei der Lynchjustiz in Togo. In diesem Sommer kam es in der Hauptstadt Lomé im Juli und August zu drei schwerwiegenden Episoden allein im Stadtviertel Agoé, wo Jugendliche lebendig verbrannt wurden, weil sie verdächtigt wurden, Diebe zu sein.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio ist in dieser Gegend seit vielen Jahren mit Straßenkindern befreundet und hat entschieden, sich dieser Tatsache entgegenzustellen und die Kampagne "Ich beteilige mich nicht" ins Leben zu rufen. Leider nehmen solche Ereignisse in besorgniserregender Weise zu, weil sie als abschreckendes Mittel akzeptiert und geschätzt werden, vor allem von Jugendlichen, für die es eine normale Reaktion geworden ist. Das wird durch das Versenden von SMS beschleunigt, sodass auf Diebstähle hingewiesen wird, um die Verantwortlichen zu verbrennen. Auch wenn solche furchtbaren "Modeerscheinungen" schnell zur Gewohnheit werden, ist die Gemeinschaft davon überzeugt, dass eine gegensätzliche Gewohnheit verbreitet werden kann, die sich auf das Gesetz und den Schutz des Menschenlebens gründet. Dieser Wert wird in den Peripherien der afrikanischen Großstädte leider zu wenig geschützt.
Am 15. August fand daher im Stadtviertel Agoé eine Tagung mit über 150 Teilnehmern statt, darunter traditionelle Oberhäupter des Stadtviertels, Vertreter der katholischen Kirche, der Imam der zentralen Moschee von Lomé und der Universitätsmoschee, zwei Vertreter der Kommission für Menschenrechte, zwei Richter und ein Offizier der Gendarmerie. Die Redner dankten der Gemeinschaft für den Mut, ein normalerweise von niemanden angesprochenes Problem behandelt zu haben. Alle verpflichteten sich, mit ihren Jugendlichen und mit der Bevölkerung darüber zu reden. Sie baten die Gemeinschaft um Hilfe und Begleitung bei dieser Sensibilisierungskampagne.
Sehr beeindruckend war das Zeugnis einer Frau über die Grausamkeit der Lynchjustiz am jugendlichen Sadate, der lebendig verbrannt wurde. Auch die Mutter eines 16jährigen Jungen hat gesprochen, der am Tag zuvor Opfer eines Lynchversuchs geworden ist und nur durch einige Jugendliche von der Gemeinschaft davor gerettet werden konnte.
Die Gemeinschaft hat am Ende einen Appell gegen die Rache der Bevölkerung vorgetragen, der von allen Anwesenden unterzeichnet wurde und ein Mittel sein soll, um eine Kultur des Lebens in der ganzen Stadt Lomé zu verbreiten. Die Tagung wurde auch von den wichtigsten Medien des Landes beachtet und endete mit einem Gebet und einem Schweigemarsch zum Gedenken an die Opfer von Lynchjustiz. |