"Den Frieden aufzubauen ist eine Frage der individuellen und der institutionellen Entscheidung. Es beginnt in unserem Inneren und strahlt nach außen aus, vom Lokalen hin zum Globalen. Auf diese Weise erfordert der Friede eine innere Bekehrung, eine Veränderung in der Politik und im Verhalten." Dies äußerte Bartholomäus I. in seiner Rede bei der Eröffnungsveranstaltung des Internationalen Friedenstreffens "Durst nach Frieden. Religionen und Kulturen im Dialog" in Assisi, 30 Jahre nach dem historischen Gebet, das Johannes Paul II. gewollt hatte.
Für den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel sei es notwendig, "sich gegenseitig mit Liebe und Mitleid in die Augen zu schauen". Er veranschaulichte dies, indem er an seinen berühmten Vorgänger, Patriarch Athenagoras, erinnerte, dessen Umarmung mit Papst Paul VI. in Jerusalem im Jahr 1964 berühmt geworden war. "Ich war ihm als junger Mann begegnet", erinnerte Bartholomäus. "Er war dafür bekannt, dass er Konflikte löste, indem er die betroffenen Parteien zur Begegnung einlud. Er sagte ihnen: Kommt, schauen wir uns in die Augen und schauen wir, was wir uns zu sagen haben. Er hatte gut verstanden, dass der Friede etwas persönliches ist!"
Bartholomäus I. sprach von der "Trauer der ganzen Welt" wegen des Erdbebens, das Mittelitalien betroffen hat. Er sprach von der Rettung der Umwelt als einem der Themen im interreligiösen Dialog: "Die Art, in der sich der Mensch vor der Schöpfung verhält, hat direkte Auswirkungen auf die Art und Weise, mit der er den anderen Menschen gegenübertritt. Jedes ökologische Unterfangen wird danach beurteilt werden, wie es sich auf das Leben der Armen auswirkt. Das Problem der Umweltverschmutzung hängt mit dem Problem der Armut zusammen."
Im gleichen Geist lenkte der Patriarch, der im April diesen Jahres gemeinsam mit Papst Franziskus die Insel Lesbos besuchte, die Aufmerksamkeit auf das Thema der Flüchtlinge: "Wir haben Episoden auf der Welt erlebt, bei denen Migranten Ausgrenzung und Gewalt erfahren haben."
Während des Friedenstreffens, das die Gemeinschaft Sant'Egidio, die Diözese Assisi und die Franziskanischen Famlien veranstalten, wird Patriarch Bartholomäus am 19. September die Ehrendoktorwürde für international Beziehungen durch die Universität Perugia verliehen bekommen. Bei der Schlussveranstaltung am 20. September wird er in Anwesenheit von Papst Franziskus eine Rede halten. |