"Kommunikation ist ein grundlegendes Bedürfnis, wir haben es nötig, das Zusammenleben zu lernen, wie wir das Brot brauchen. Zusammenleben ist unsere Zukunft, und heute sehen wir sie schon anfanghaft". Diese bewegenden Worte wurden bei der Verleihung der Zeugnisse der Schule für italienische Sprache und Kultur der Gemeinschaft Sant'Egidio in Genua am 6. Oktober gesprochen. Die Worte der offiziellen Vertreter, der Lehrer und vor allem der Schüler haben die Dankbarkeit von Menschen zum Ausdruck gebracht, wie Abdu erklärt, der 15 Jahre alt ist und vor einem Jahr aus dem Senegal nach Italien kam: "Er dachte, hier Lehrer zu treffen, doch er fand Geschwister".
Die Feier fand in einem der beruehmtesten Sälen der Stadt statt, dem "Sala del Minor Consiglio" im Fürstenpalast. Nach den Worten von Luca Borzani, dem Praesidenten der Kulturstiftung, die ihren Sitz in dem Palast hat, "gehört das Haus der Kultur allen Bürgern und somit auch diesen Schülern aus fernen Ländern". Es wurden ca. 200 Bescheinigungen an Männer und Frauen aus ungefähr dreißig Laendern verliehen: Marokko, Bangladesh, Senegal, Ekuador, der Ukraine und anderen. Auch Fernanda Contri, die emeritierte Richterin des Verfassungsgerichts, Sara Pagano, die Direktorin der Schulbehörde der Provinz Genua, und Elena Fiorini, die Referentin für rechtliche Fragen der Stadt Genua, waren anwesend. Außer ihnen sprach auch Marco Allegretti, der Leiter des Immigrationsbüros von Genua.
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Das Erlernen der italienischen Sprache - so wurde am Anfang der Veranstaltung betont - ist ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg der Integration und ein wesentliches Instrument der Kommunikation, um die Kultur des Gastlandes zu verstehen. Heute sind die in verschiedenen Vierteln entstandenen Schule immer mehr Schulen des Zusammenlebens, wo gemeinsam eine andere Zukunft aufgebaut werden kann und nicht nur das Bedürfnis nach Sprachunterricht aufgegriffen wird, sondern auch ein menschliches, gerechtes und solidarisches Umfeld geschaffen wird.
In Genua gibt es drei unentgeltliche Italienischschulen: eine im Stadtzentrum seit 26 Jahren und zwei im Stadtviertel Sampierdarena, wo sehr viele Immigranten leben. Eine Schule ist vor allem für jüngere Schueler, die meistens unbegleitet eingereist sind und in Einrichtungen leben. Im Schuljahr 2011/2012 haben 700 Schüler die Kurse besucht. Von ihnen haben über ein Drittel die Prüfung abgelegt und ca. vierzig haben das Zertifikat über italienische Sprachkenntnisse (CELI) der Ausländeruniversität Perugia erworben.
Der Tag endete nicht mit der Zeremonie im Fürstenpalast, sondern wie immer bei der Zeugnisverleihung folgte ein großes Fest, das die Studenten von der Bewegung "Solidarische Universität" organisierten, eine Jugendbewegung der Gemeinschaft Sant'Egidio. Die Studenten hatten Speisen aus verschiedenen Länder, Musik, Spiele und Tänze vorbereitet. Simone, ein Student der Ingenieurwissenschaft, erklärt: "wer studiert, möchte seine Zukunft und die gesellschaft verbessern. Doch für uns ist der erste Schritt beim Aufbau der Zukunft, das wir die Kunst des Zusammenlebens lernen".
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