Es war wichtig, dass die Einladung von Maulana Kahbir Azad ausgesprochen wurde, dem Imam der großen Moschee Badschai von Lahore, einem Freund von Shahbaz Bhatti und engagierten Vertreter des Dialogs unter den Religionsgemeinschaften. Sie bezog sich auf einen gemeinsam mit der Gemeinschaft Sant'Egidio durchgeführten Besuch im Stadtviertel Joseph Colony in Lahore, wo vor einigen Wochen über 200 Häuser christlicher Bewohner mit dem Vorwurf eines Falles von Blasphemie in Brand gesteckt wurden.
Der Imam hatte in den Tagen nach der Tragödie das Wort ergriffen, um die Gemüter der Leute zu beruhigen und den christlichen Familien Solidarität zu erweisen, die durch die Übergriffen Haus und allen Besitz verloren haben. Nun kam eine Delegation mit einigen Vertretern von Sant'Egidio in Pakistan und einigen Imamen der Stadt Lahore ins das Stadtviertel, um sich über die Wiederaufbauarbeiten der zerstörten oder beschädigten Häuser zu informieren. Dieser Besuch war eine Botschaft des Friedens und der Versöhnung für die noch durch die Ereignisse verängstigten Menschen.
Die betroffenen Christen sind diesmal nicht geflohen. In den ersten Tagen wurden sich in einen Zelten untergebracht, die im Stadtviertel aufgestellt worden waren. Schon nach zwei Wochen kehrten sie in die Häuser zurück. Der Wiederaufbau geschah sofort. Auch durch die Hilfe vieler Muslime guten Willens wurde ein sehr wichtiges Zeichen für ein friedliches Zusammenleben von Angehörigen unterschiedlicher Religionen gegeben. Man sieht auch, dass im Wahn des Übergriffes auf die Häuser auch viele Wohnungen von Muslimen in Brand gesteckt worden waren.
Die Menschen bedankten sich für die Solidarität einiger Organisationen wie der Gemeinschaft Sant'Egidio und der Ortscaritas. Im Stadtviertel sieht man die Zeichen der Gewalt trotz des Wiederaufbaus noch sehr deutlich. Doch beeindruckend waren vor allem die Wunden in den Herzen der Menschen: Joseph Colony ist eine kleine christliche Enklave im Stadtviertel Badami Bagh. Christliche und muslimische Familien lebten und arbeiteten bis vor wenigen Tagen zusammen, doch plötzlich standen sie sich feindselig gegenüber.
Doch durch diese so gewalttätigen Ereignisse ist vielleicht zum ersten Mal in Pakistan (wie schon erwähnt) eine Bewegung der Solidarität und des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religionen entstanden. Der Brief von Imam Khabir Azad und die verurteilende Antwort vieler anderer Imame sind ein Zeichen und eine Hoffnung, dass das Böse der Spaltung und der Gewalt in Pakistan eingedämmt werden kann.
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