Évêque Orthodoxe métropolitain, Patriarcat de Moscou
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Schon zu Beginn des 3. Jh. schrieb Clemens von Alexandrien: „Die Kirche atmet mit einem einzigen Atem“. Dieses Bild verweist auf die spirituelle und moralische Einheit, welche die Mitglieder der christlichen Kirche vereint. Nach der Lehre des heiligen Apostels Paulus , ist die Kirche eins, weil sie, indem sie ein Leib Christi ist, die Gläubigen mit der Einheit des Glaubens, der Taufe, der Eucharistie und der Kommunion des Heiligen Geistes verbindet. Im 5.Jh. entwickelte der Heilige Kyrill von Alexandrien die Doktrin, in welcher er die Einheit der Jünger Christi im Schoß der einzigen Kirche als Bild der Einheit darstellte, die unter den Personen der Heiligen Dreifaltigkeit besteht.
Die christliche Kirche lehrt, dass alle Menschen von Gott nach seinem Bild geschaffen sind und einer mit dem anderen familiar verbunden ist. Sie lehrt außerdem, dass die Gebote Christi über die Nächstenliebe keine Grenzen hat. Deshalb sagt der Heilige Feodosij von den Grotten von Kiew: „Wenn Du einen nackt oder hungrig siehst, oder jemanden, dem ein Unglück geschehen ist, sei es ein Jude oder Muslim, mit jedem sei barmherzig, und befreie ihn vom Unglück so wie Du kannst, und Du wirst nicht ausgeschlossen sein vom Lohn Gottes.“ Umso mehr betrifft diese Rede den Christen.
Dem Beispiel der Heiligen Väter folgend, können die Christen im Dialog mit den Mitgliedern der anderen Religionen die Wahrheit Christi bezeugen. Dies nicht nur durch die direkte Verkündigung des Christentums, sondern auch durch unsere Liebe, durch gute Werke, durch ein würdiges Verhalten in den Aufgaben des täglichen Lebens. Das bezieht die Lösungsversuche der Probleme der Welt in der heutigen Zeit mit ein, die die Menschen beunruhigen, vor allem die Überwindung von ethnischen, politischen und interreligiösen Konflikten. Ein Beispiel von solch einem politschen Konflikt ist aktuell die äußerst schwierige Situation der christlichen Kirchen in Syrien. An den Orten, in denen die radikal islamischen Kräfte an die Macht kommen, sind die Christen in der Tat völlig ausgelöscht. Sei es physisch, sei es mit ihrer Vertreibung aus den Gebieten, wo sie viele Jahrhunderte gelebt haben. Auf diese Weise finden sie sich sowohl außerhalb der syrischen Grenzen, wie auch innerhalb ihres Heimatlandes als Flüchtlinge wieder. Diese tragische Situation, die zur Zeit in Syrien stattfindet, spiegelt die traurigen Ereignisse wieder, die sich heutzutage in anderen Ländern des Mittelmeerraumes, Nordafrikas, des Kosovos und Metochiens, und vielen anderen Ländern ereignen. Die Einheit der Christen könnte denen helfen, die sich in einer ähnlich schwierigen Situation befinden.
Es existieren weit reichende Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auf vielen Gebieten, die uns jetzt bereits vereinen. Wenn man im Übrigen von der Orthodoxie und dem Katholizismus spricht, kann man nicht anders als festzustellen, dass die Lehren der Sozialdoktrin sind in ihrem Geist sehr nah beieinander. Die Moraldoktrin der Orthodoxen und der Katholiken ist auf das Evangelium gegründet. Genau aus diesem Grund können wir gemeinsam zur säkularisierten Welt von der christlichen Tradition der Familie und dem Wert des menschlichen Lebens sprechen.
Wir müssen uns daran erinnern, wie unerlässlich die Einheit der Christen ist. Warum ist diese Aufgabe so wesentlich? Weil jeden Tag unserer Trennung lassen wir uns die Möglichkeiten entgehen, die wir hätten, wenn wir zusammen wären. Heute sterben tausende von jungen Menschen daran, dass sie den Sinn ihres Lebens nicht verstanden haben und den Sinn ihrer Existenz auf dieser Erde nicht gefunden haben, während wir es nicht rechtzeitig geschafft haben, ihnen diesen Sinn weiterzugeben. Sie sterben an Drogen, Alkohol, AIDS, und wir könnten zusammen mit einem gemeinsamen Einsatz viel mehr für sie und für die ganze Gesellschaft tun. Der Herr ruft uns auf, stärker über die realen Bedürfnisse der Menschen nachzudenken die in Schwierigkeiten sind. Es ist unerlässlich, dass was wir können, zusammen zu tun. Es gibt viele wichtige Gründe für Projekte, die wir gemeinsam machen können. Wir haben jetzt ein großes Feld für unsere Zusammenarbeit zur Verfügung.
Zum Schluß möchte ich sagen, dass die Christen aller Konfessionen beginnen können, vereinte soziale Projekte zu realisieren, aber auch eine einzige christliche Haltung zu erarbeiten, bezüglich der moralischen und sozialen Fragen, indem wir Zeugnis ablegen für die christliche Wahrheit in der Gesellschaft und so das moralische Klima beeinflussen. |