„Die Zukunft heißt Zusammenleben“. Am Vorabend der großen Eröffnung des internationalen Treffens in Sarajewo, das von der Gemeinschaft Sant’Egidio zusammen mit den vier bosnischen Gemeinschaften (Muslime, Serbisch-Orthodoxe, Katholiken, Juden) als erste gemeinsame Veranstaltung seit dem Krieg 1992-1995 veranstaltet wird, setzen Katholiken und Serbisch-Orthodoxe bereits ein Zeichen. An der Liturgie unter dem Vorsitz von Kardinal Vinko Puljic in der Kathedrale des Heiligen Herzens im Zentrum der Altstadt nimmt erstmals der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej teil. Ein überraschendes Zeichen, das in der Tiefe von Versöhnung spricht.
Am Ende der Liturgie spricht der Patriarch Irinej: „Ich grüße Sarajewo, wo neben uns Orthodoxen auch Katholiken, Muslime und Juden leben, als ein Volk, das das Antlitz Gottes in sich trägt“, sagte der Patriarch. „Es ist unsere Pflicht, jeden Menschen zu küssen, der das Abbild Gottes ist. Wir müssen auch unsere Feinde lieben. Dazu ist derjenige in der Lage, der Jesus in sich trägt.“ Er fuhr fort: „Es ist viel Zeit vergangen seit der Spaltung der Christen, aber ein gespaltenes Haus ist zur Zerstörung verurteilt. Das ermahnt uns, einander näher zu sein.“
Dann sagte er: „Ich appelliere an alle, die die Freiheit haben, das Werk Gottes fortzusetzen und an die Vertreter der verschiedenen Kirchen und Religionen, an alle Verantwortlichen: Sarajewo darf nicht ohne Christen sein. So können wir bewahren, was wir geerbt haben, und es den kommenden Generationen hinterlassen.“ In unserer Zeit „werden die menschlichen Werte an den Rand gedrängt, andere Dinge haben die Stellung des Glaubens eingenommen“, aber das Christentum „verlangt Liebe zu den Nahen und Fernen, auch zu denen, die nicht Christen sind. Das ist das Charakteristische des Christentums, seine Essenz. Wir fühlen, dass es unsere Pflicht ist, so zu leben.“
Von Sonntag, dem 9. September an veranstaltet die Gemeinschaft Sant’Egidio zusammen mit der Muslimischen Gemeinde in Bosnien und Herzegovina, mit der serbisch-orthodoxen Kirche, der Erzdiozöse von Vrhbosna-Sarajevo und der Jüdischen Gemeinde das Weltfriedenstreffen „Die Zukunft heißt Zusammenleben. Religionen und Kulturen im Dialog“. |